Was ich lese und gelesen habe

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petrasmiles

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Weßling 5

Ich habe selten ein Buch gelesen, wo Licht und Schatten so nah beieinander liegen – seine ureigene Sicht ist der Schlüssel für die wertvollen Einsichten, die er vermitteln kann, und gleichzeitig ein Misston, der sich auf den Text legt. Anders kann ich es nicht beschreiben, was die Lektüre mit mir macht.

Dabei kann ich mich inhaltlich nicht beschweren – das 34. Kapitel, in dem er darlegt, dass er durch die Umstände sogar zum Ingenieur avancierte, illustriert ganz gut seine bisherigen Auslassungen über die Art, seine Art, des strukturierten Denkens und des Fleißes einerseits und die Frucht andererseits des Vertrauensvorschusses, den man ihm von chinesischer Seite gibt. Aber man hätte das Kapitel ‚sachlicher‘ im Sinne von faktenbasierter erzählen können, ohne dass sich der Bernhard immer in den Vordergrund drängt.

Das 35. Kapitel über die ‚Chinesische Kunst der List‘ ist wieder erste Sahne an Erkenntnisgewinn, sowohl, was die kulturellen Unterschiede anbelangt, als auch ein Stück weit die Entzauberung dieses Topos. Im westlichen Kulturkreis ist die List oder der Listige nicht besonders angesehen als mythische Identifikationsfigur – wir sind da eher ‚moralisch‘ unterwegs. Demgegenüber haben die Chinesen eine jahrtausendealte Tradition des strategischen Verhaltens. Als einer philosophisch ausgerichteten Geistesart steht bei den Chinesen eher der Erkenntnisgewinn im Vordergrund, das Ordnen des Seienden und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. (Bei uns ist es eher ‚die Moral von der Geschicht‘.)

Und diese jahrtausendealten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind schriftlich festgehalten worden im Buch der 36 Strategeme – von einem Kriegsstrategen der Song Dynastie (gestorben 436)*) Den besonderen Charme dieser Denkungsart, dem Weßling Rechnung trägt, ist die Interpretation der Schriftzeichen. (Diese Aufmerksamkeit zieht sich durch das ganze Buch und vermittelt mehr über die Geistesart, als es beschreibende Texte könnten). Die Schriftzeichen stehen für eine Art Geschichte, die orakelhaft anmuten, weil sie sich immer auf historische Situationen beziehen, die erst in eine konkrete ‚Handlungsanweisung‘ transportiert werden müssen. Das ist ein ähnliches Verfahren wie bei dem berühmten I Ging, das Buch der Wandlungen, ein Orakelbuch mit den bekanntesten konfuzianischen Texten**). Dass diese beiden Texte bzw. ihre Inhalte in vielleicht abgewandelter Form noch immer lebendig sind, belegt die Konsistenz der chinesischen Lebens- und Denkungsart. Von den 36 Strategemen sagt Weßling, sie würden in Schulbüchern behandelt.

Da gibt es zum Beispiel ein Strategem ‚Im getrübten Wasser fischen‘. Das bedeutet nichts anderes als das Wasser so mit Unwichtigem zu ‚vernebeln‘, dass ‚der andere‘ die Fische nicht sieht. Natürlich haben wir von Weßling die Managementvariante der Interpretationen zu erwarten, aber er macht das sehr geschickt, indem er einige der vorher geschilderten Situationen in seinem Geschäftsleben als Anschauungsmaterial benutzt und die entsprechenden Strategeme vorführt. Und da setzt auch die ‚Entzauberung‘ ein, weil die Anwendung von List eben kein chinesisches Alleinstellungsmerkmal ist, sondern jedem, der strategisch handeln muss, in den Sinn kommen kann und er sie vielleicht intuitiv anwendet, ohne sie zu kennen. Lassen wir den Chinesen ihre Meisterschaft und eine historisch gewachsene Systematik darin.

Was aber eine wichtige Unterscheidung ist, die Weßling zu den ‚moralischen‘ Erwiderungen überlisteter Geschäftspartner trifft: Die Anwendung der Strategeme ist nicht ‚unfair‘ und hat auch nicht die Täuschung an sich zum Zweck, sondern das Erreichen eines angestrebten Zieles. An diesem Punkt müssten eigentlich weitergehende Analysen zur Besonderheit der chinesischen Kultur und seiner Menschen ansetzen. Warum ist das Erreichen eines angestrebten Zieles so wichtig? Man kennt ja den Satz ‚Der Weg ist das Ziel‘ (auch von Konfuzius), der bei uns so den Anklang hat, man sollte den Weg genießen, denn der sei das eigentliche Ziel – was mir nachgerade wie eine missverständliche Interpretation vorkommt, denn bei Konfuzius ist immer noch das Ziel und sein Erreichen die Hauptsache, nur, dass man dem Weg selbst Beachtung schenken muss, damit man es auch erreicht. An solchen Stellen wird offensichtlich, wie wenig wir von den Chinesen verstehen – wodurch wir vielleicht auch uns selbst besser verstehen lernen würden. Jeder, der sich schon länger im Ausland aufgehalten hat, bekommt als erstes seine unbewussten Prägungen und Erwartungshaltungen an soziale (und sonstige) Situationen zu spüren. Durch diese Mini-Clashes spüren wir das Andere, aber auch uns selbst. Das sind wunderbare Erfahrungen, die man nicht macht, wenn man die Clashes nicht zulässt. Das soll es aber auch sein mit meinen Gedanken. Zurück zu Weßling.

Im Kapitel über den Handelskrieg der USA gegen China (36) müsste man eigentlich jedes Wort zitieren, um uns den Schleier vor den Augen zu entfernen. Ein Satz, der konkret wird, soll es sein: „In einem Artikel in der Welt vom 6. August 2019 konnte man diesen Satz finden: ‚Das Regime in Peking versteht die internationale Arbeitsteilung nicht als Unternehmung zum Zwecke der wechselseitigen Wohlstandsvermehrung. Sondern als Nullsummenspiel, bei dem andere verlieren müssen, wenn das eigene Hegemonialstreben befriedigt werden soll‘. Ist das unser Verständnis im Westen von der Rolle Chinas in der globalisierten Welt? Mir ist unklar, wo der Autor ‚chinesisches Hegemonialstreben‘ sehen konnte, womit er diese These belegen würde, in dem Artikel hatte er sie nicht belegt. China hat – im Gegensatz zu fast allen westlichen Staaten der Welt – keinerlei Kriege im Ausland geführt, hat keine und hatte nie Kolonien. Und Handel ist kein Nullsummenspiel, auch und gerade im Verständnis der Chinesen nicht. Handel kann nachhaltig immer nur funktionieren, wenn beide Seiten davon profitieren“. ***)

Auch ohne psychologische Spezialkenntnisse kommt der Verdacht auf, dass da ‚eigene‘ i.S.v. ‚transatlantische‘ Motive der anderen ‚Partei‘ unterstellt werden. Ich finde vor allem den Zusammenhang mit der zuvor erwähnten China-Flucht der Leiterindustrie interessant. Die vorhandenen Firmen haben ihre ursprünglichen Länder verlassen. Bevor hier der Eindruck entsteht, ich wolle den Kapitalismus verteidigen – mir geht es hier darum, dass solche Angriffe kaschieren sollen, dass andere ihr Spiel wohl mittlerweile besser spielen können. Noch eine Notiz am Rande: Die im Buch genannte Firma Huawei aus ShenZen, mit der Weßling zusammengearbeitet hatte, gehört den Mitarbeitern. Der Präsident besitzt lediglich ca. 1,24 % der Anteile. Wenn jemand die Firma verlässt, gibt er die Anteile zum Marktwert zurück. Für Weßling kann der (von Trump begonnene und unter Biden fortgesetzte) Handelskrieg China vielleicht in seiner Entwicklung dämpfen, aber nicht aufhalten und führt eine beindruckende Anzahl technischer Entwicklungen an, unter anderem die hohe Anzahl von eigenen Patenten – auch und gerade von Huawei – für ihn ist China schon lange nicht mehr der Imitator der technischen Entwicklung, sondern deren Antreiber.

Ich halte ihn in diesem Zusammenhang für relativ unverdächtig, hier einen politischen Diskurs befeuern zu wollen und – sieht man mal von einer Nähe durch Erfahrung ab – einer Seite das Wort zu reden – was natürlich ‚Diskursbestimmer‘ sofort tun würden. Bei allen Hürden der Lektüre – es braucht solche Stimmen, damit man sich ein eigenes Urteil bilden kann – oder wenigstens zu berücksichtigende Faktoren kennenlernt.

Zu Beginn des Kapitels über seinen Abschied von China (zitiert er ein chinesisches Sprichwort: Wer nicht auf den hohen Berg steigt, kennt die Ebene nicht ****), um seinen Weg durch China zu illustrieren; wer also die Mühen des Aufstiegs scheut, wird nichts erfahren (interpretiere ich jetzt mal). Der Rest des Kapitels erzählt dann eher wieder davon, was man in sein Tagebuch schreiben sollte.

Die beiden Anhänge über sein Produkt und den Stadtteil, in dem er gelebt hatte, erspare ich uns; auch die ‚merkwürdigen Feststellungen‘ sind eher etwas für Kenner (oder die es werden wollen), bis auf eine nicht unwichtige Ausnahme. In China würde lebhaft diskutiert in allen möglichen Medien – wie er meint teilweise offener kritisch als hier, und er stellt fest, dass dabei die Große Politik eher ausgespart würden; zum einen, weil dem Chinesen Kritik an seiner Regierung illoyal vorkäme und zum anderen, weil die Große Politik bzw. Auslandspolitik Chinesen kaum interessiert. Letzteres bestätigt John Weins Einschätzung von dem Sack Reis, der woanders umfällt, aber ersteres macht doch wieder nachdenklich und verstärkt das Gefühl: Wir wissen nichts! … und am schlimmsten sind die, die nicht wissen wollen, aber jede Menge Meinung haben. *****)

Das letzte Kapitel über die anti-amerikanischen/antiwestlichen Gefühle der Chinesen behandelt neben seinen eigenen Erfahrungen über das Auftreten der westlichen Ausländer einen in China kursierenden Text******), der die Vorurteile spiegelt. Ein Bild daraus: Als wir uns abgeschottet haben, seid ihr mit Truppen bei uns einmarschiert; als wir uns geöffnet haben, werft Ihr uns vor, Euch Eure Jobs wegzunehmen … und so weiter. Wenn man eines verstanden hat aus dieser Lektüre – Chinesen haben ein gutes Gedächtnis und einen langen Atem.







*) Weßling schreibt ‚vor etwa fünfhundert Jahren‘, nicht im 5. Jhdt., ebd. S 323; lt. Wikipedia diesem General Tan Daoji zugeschrieben (https://de.wikipedia.org/wiki/Tan_Daoji); wenn man die 36 Strategeme googelt, bekommt man seitenweise Hinweise auf das Buch von Harro von Senger, ein Sinologe, der daraus Management-Ratgeber machte. Dieser Autor wird auch von Weßling zitiert und er hat er ihn gelesen.
**) https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging
***) Ebd. S. 348; der Autor aus dem Welt-Artikel ist Olaf Gersemann
****) Ebd. S. 362
*****) Ebd. S. 388f. Ein Leserbrief an akademische Chinarückkehrer, die sich recht despektierlich geäußert hatten. Dazu gehört auch ein Artikel von Franziska van Haaren, die – ohne je in China gewesen zu sein, oder sich näher damit befasst zu haben, in einem Artikel in der Welt alle Vorurteile auflistete, die zu finden sind bei einer Phantasiereise, wie es ihr wohl ergangen sei, wenn sie in China geboren worden wäre. Die Anm. zu den Quellen, die im Text zu finden sind, werden leider nicht aufgeführt; ich habe den Namen mal gegoogelt – sie hat eine steile Karriere hingelegt – geboren 1989. Der ‚Artikel‘ lässt sich finden https://www.welt.de/debatte/komment...-waere-mein-Leben-als-Chinesin-verlaufen.html - leider hinter einer Bezahlschranke
******) https://blogs/timesofisrael.com/what-does-the-west-want-from-china/ Ich habe die Seite nicht aufrufen können, auch eine Suche nach 'What the West wants from China' hat zumindest auf den ersten Seiten kein Ergebnis gebracht
 
Bald kann ich mir selbst ein unmittelbares Bild vom Text machen, Petra, ich habe das Buch heute Vormittag in einer nahen Buchhandlung bestellt. Am Dienstag kann ich es abholen. (Inzwischen bestelle ich neue Bücher wieder dort und nicht im Internet. Es ist für mich angenehmer, wenn ich zu mir passendem Zeitpunkt da vorbeigehen kann, als dass ich fremdbestimmt mir einen Termin zu Hause nennen lassen muss.)

Ich weiß nicht, ob von dir noch ein Schluss-Resümee kommt. Der etwas zwiespältige Gesamteindruck spiegelt sich ja hier und da schon in deinen Zeilen wider. Ich erwarte vor allem eine große Materialsammlung, die sich dem unmittelbaren Erleben dort verdankt und weniger wissenschaftlich-professioneller Theorie. Es wird dann das Gegenstück zu Oskar Weggels "China" bei C.H.Beck sein (5. Auflage 2002), das mein Bild stark bestimmt hat und das ich auch wieder einmal durchgehen könnte.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

petrasmiles

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Lieber Arno,

nein, da kommt nichts mehr von mir.
Das Zwiespältige würde ich nicht überbewerten, das ist halt das, was das Lesen beeinträchtigt, aber nicht den Inhalt.

Man merkt halt, dass er kein 'Intellektueller' ist (wie unbestimmt auch immer der Begriff ist), das Denken findet bei ihm auf der analytischen Gehirnhälfte statt.
Es kommt darauf an, was man unter Materialsammlung versteht - da ist kein 'Apparat', vielfach Hinweise auf seine Fotos, kaum Text-Quellen oder Bücher.
Aber das muss die Freude an der Lektüre ja nicht schmälern.

Ich befürchte jetzt nur immer mehr, dass wir in vielerlei HInsicht Propaganda ausgesetzt sind, die sich den 'Gegner' zurechtlegen, und die die Menschen mangels eigener Erfahrungen gerne glauben.
Ich fürchte, Dummheit ist doch eine ansteckende Krankheit - und die kleine Schwester von Arroganz.

Liebe Grüße
Petra
 

petrasmiles

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Noch ein Nachtrag zu Dir, Arno.
Ich bin jetzt insgesamt ein bisschen aufmerksamer geworden bzgl. China und schau mal nach dem Weggels von Beck ...

Schönen Abend noch!

Liebe Grüße
Petra
 

John Wein

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DankePetra,
Dass Du uns so umfassend mit viel Enthusiasmus das Buch eines China Kenners und Geschäftsmanns nahebringst. Du schilderst soviel Aspekte in den verschiedenen Feldern der Kultur und des Alltags dieses gigantischen Kosmos China, das ich mit meinem Wissen in einem Kommentar nichts mehr hinzufügen könnte.
Aber ich habe doch eine kleine Episode beizusteuern, die ich auf meinem ersten Camino in Kastilien mit einer Begegnung der chinesischen Art hatte, es gibt nämlich auch Chinesische Bürger auf den Jakobswegen:

Camino Frances, 17. Juni 2012
Nach gedankenverlorener Stunde schwenkt der Camino in westliche Richtung. Sein staubig gelbes Lineal teilt eine weite Getreidesteppe, in der er sich weit hinten im flimmernden Horizont verliert. Marschiert man unbekümmert und selbstvergessen dahin, hat man wenig Sinn für das, was hinter einem geschieht. Der der Blick ist nach vorn gerichtet, dahin wo der Weg einen führt. „Buen Camino!“ Ich bin erschrocken, blicke mich um. Es ist eine junge Chinesin, leichtfüßig auf Laufschuhen, überholt sie mich. Ich vermute sie um die Dreißig, Frauen aus dem hinterasiatischen Raum kann man kaum schätzen. „Doris“, und in amerikanischem Ostküstenakzent wiederholt sie: „I‘m Doris“. ‚Nanu‘, frage ich mich‚ Doris ist das ein chinesischen Name?‘ Als ob sie meine Verwunderung bemerkt hätte, fügt sie auf Englisch hinzu: „Doris heiße ich in Europa, ich lebe in Eindhoven, Niederlande.“ „Oh, du hast auch einen weiteren Namen?“ wundere ich mich, „ A Chinese one? Tell me, wie heißt du auf Chinesisch?“ Sie sagt etwas, das sich anhört wie das Kauen auf einem Pingpong Ball, und auch die Wiederholung ist mir gänzlich unverständlich. Da nimmt sie kurzerhand ein Papierschnipsel und schreibt in Druckbuchstaben ‚Caixai Huang‘ und spricht es noch einmal nach. Phonetisch klingt es ‚Aischai Wang‘ und begeistert über meine ersten Kenntnisse in Chinesischer Sprache wiederhole ich es zu ihrem Vergnügen: Caixai Huang.
Liebe Grüße,
J.W.
 

petrasmiles

Mitglied
Und noch einmal zum Thema China.
Den Weggels spare ich mir erst einmal; ich hatte ja gesagt, dass ich ein anderes Buch in der Mache habe: Stefan Baron, Guangyan Yin-Baron, Die Chinesen. Psychogramm einer Weltmacht, ullstein tb 2020.
Der historische Abriss ist sehr gut und die Wirksamkeit der Traditionen gut beschrieben und auch die Erfahrungen über die Fürsorgepflichten in den Familien von Weßling bestätigend.

Und doch ist der Ansatz ein ganz anderer. Der Autor, Journalist mit Spiegel-Erfahrung und Wirtschaftswoche, will bewerten, die einordnende Ambition schlägt immer wieder durch - und manchmal übers Ziel hinaus. Seiner Meinung nach würden die alten Traditionen mittlerweile schon nicht nur positiv gesehen, wenn sie das persönliche Fortkommen behindern und auch das Auftreten würde mittlerweile zumindest in den Universitäten in Richtung freies Sprechen und mehr Selbstbewusstsein gefördert, China würde sich also auf den Westen zubewegen. "Während China vor allem damit beschäftigt ist, wieder Weltmacht Nummer Eins zu werden, diskutiert der Westen über die Einrichtung von Transgender-Toiletten". (Ebd. S. 141f.)
Das ist so eingängig wie oberflächlich und transportiert eine westliche Sicht. Das sind für mich die Grenzen des Journalismus, der vielleicht nicht unbedingt für eine gute Formulierung seine Schwiegermutter verkaufte, aber programmatisch eingebunden ist. Sein Interesse ist nicht, wie in der Wissenschaft, zu beschreiben was war und ggf. ist, sondern die Einordnung. Ihm ist es im Zweifelsfalle egal, ob China wirklich derart imperialistische Ambitionen hat, wenn es der Westen so empfindet, weil dieser wiederum seine 'nicht-imperialistischen-Hüter-der-Ordnung'-Ambitionen gefährdet sieht.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen werde ich das Buch weiterlesen.

Liebe Grüße
Petra
 

petrasmiles

Mitglied
Wo wir schon einmal dabei sind ...
Ich habe ein sehr interessantes Interview mit einem chinesischen Politikwissenschaftler gelesen anlässlich des Besuchs von Scholz in Peking im April d.J.

Drei Sachen scheinen mir in unserem Zusammenhang berichtenswert. Das eine betrifft die Äußerungen aus dem Außenministerium: "Die Chinastrategie, die vom deutschen Außenministerium herausgegeben wurde, nehme ich persönlich nicht sehr ernst." Und zum Ukrainekrieg: "In China wird Deutschland als eine Art Sündenbock für die Ukraine betrachtet. Deutschland hat niedrige Energiepreise geopfert. Die Produktionsbedingungen haben sich verschlechtert, Kapital fließt in andere Länder. Insgesamt ist die Situation für die deutsche Wirtschaft derzeit sehr schlecht. Ich denke, es gäbe eine andere Möglichkeit, die Situation zu bewältigen: Alle Beteiligten an der Ukrainekrise müssen einbezogen werden, um eine friedliche Lösung zu finden. Deutschland muss etwas unternehmen, anstatt sich manipulieren zu lassen. Die Regierung muss etwas Greifbares anbieten, das der Bevölkerung zugute kommt".
Und das Eigentliche: "Wenn wir über Wirtschaft sprechen, sollten wir immer daran denken, für wen wir unsere Wirtschaft entwickeln und wer von der Wirtschaft profitiert. Dabei haben wir nicht immer dieselben Vorstellungen wie der Westen. Wir wollen ein gerechtes Wirtschaftssystem aufbauen, das dem Bedürfnissen der Bevölkerung dient."
Welchen Respekt man dieser unserer Regierung entgegenbringt, wird offensichtlich, wenn man das zweite und dritte Statement hier vergleicht. Und ich gehe davon, dass das Argument, Wirtschaft für die Bevölkerung zu machen, im Westen kein Mensch glaubt.


Interview von Simon Zeise mit dem Politikprofessor Gao Jian üner die Wahrnehmung des Kanzlerbesuchs in Peking, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Peking und Berlin und das Verhältnis zu Rußland, Berliner Zeitung am Wochenende, 20./21.04.2024, S. 26f, Zitate S. 27

Online noch einsehbar: https://www.berliner-zeitung.de/pol...enbock-fuer-die-ukraine-betrachtet-li.2207142
 

petrasmiles

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Und weil man als minimal Informierter immer wieder sich ärgern muss, hier noch einmal ein selten dämlicher Artikel und mein Leserbrief darauf.

Warum China die USA nicht als Weltmacht ablösen wird (goettinger-tageblatt.de)

Sehr geehrter Herr ...,
Ist das jetzt der ‚neue‘ woke Journalismus, in dem ohne erkennbare Sachkenntnis nur Vorurteile bewegt werden, aber mit der richtigen ‚Botschaft‘?

Mal abgesehen davon, dass sich die Frage nach einer Ablösung der USA als führende Weltmacht nicht stellt – und wie Sie schreiben - China sie selbst verneint, würde ich mir doch den einen oder anderen kritischen Gedanken wünschen, ob dieses Weltmachtstreben überhaupt noch zeitgemäß ist.

Wir leben offensichtlich in einer zunehmend multipolaren Welt und es ist eher peinlich, diese überall sich manifestierende Tatsache durch das Aufbehalten der ‚westlichen‘ Brille zu ignorieren. Eigentlich ist damit schon alles gesagt, aber wie Sie offensichtlich nur nachplappern, was man so über China denkt oder zu wissen glaubt, ärgert mich wirklich. Jede Privatperson kann so ignorant bleiben wie sie möchte, aber als Journalist sollte man ein anderes Selbstverständnis haben, das über den eigenen Wohlfühlbereich hinausgeht.

Es gibt genug gute Bücher über China, lesen sie eins – dann können Sie vielleicht meinen Ärger verstehen.

Mit freundlichen Grüßen

P.S. Ich sehe gerade, der link funktioniert nicht. Vielleicht were ich später noch einmal ein paar Kernsätze nennen
 

petrasmiles

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Das war mir jetzt zuviel der Mühe, das zu exceroieren.

Hier im Wortlaut:

"Theorie der Hegemoniezyklen
Neue Weltmacht China? Warum daraus nichts wird

Vermittler im Ukraine-Krieg und im Nahen Osten, Führungsmacht des globalen Südens – China will das weltpolitische Vakuum füllen, das die USA hinterlassen haben. Doch die Volksrepublik hat nicht das Zeug dazu, Amerika als Ordnungsmacht abzulösen. Eine Analyse auf vier Ebenen.


Christoph Kühne
04.08.2024, 11:42 Uhr
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In den vergangenen Wochen legte China gleich mehrere Auftritte hin, um sich als Friedensstifter in internationalen Konflikten zu inszenieren. Mit Außenminister Dmitri Kuleba reiste erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges ein hochrangiger ukrainischer Politiker in die Volksrepublik. „Chinas Rolle als globale Kraft für Frieden ist wichtig“, schmeichelte Kuleba dem mächtigen Verbündeten des Aggressors in Moskau, wohl in der Hoffnung, dass Peking Druck auf Wladimir Putin ausübt.

Zuvor hatte China einen scheinbar spektakulären Deal zwischen der Hamas und der Fatah vermittelt. Die bis aufs Blut verfeindeten Palästinensergruppen sollen sich auf eine gemeinsame Regierung geeinigt haben. Ein Friedensansatz, der die Hamas-Terroristen einbezieht, läuft dabei ganz bewusst allen westlichen Bemühungen zuwider.

Die Chinesen wollen offenbar in eine Rolle hineinwachsen, die jahrzehntelang den Amerikanern gebührte. Während die USA sich in inneren Konflikten zerreißen, schwingt sich die totalitäre Parteidiktatur zur globalen Ordnungsmacht auf. Wo Washington weltpolitische Vakua hinterlässt, drängt Peking hinein.

Vier Faktoren einer kommenden Weltmacht

Das passt zu den Plänen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Bis zum Jahr 2049, wenn die Volksrepublik ihr hundertjähriges Bestehen feiert, will Xi sein Land zur „globalen Macht“ herausgebildet haben. Erklärtes Ziel ist es, „die internationale Ordnung zu reformieren“.

Dämmert im Fernen Osten wirklich jene Supermacht herauf, die manch weitblickender Welthistoriker kommen sieht? Sind wir Zeitzeugen des Niedergangs der USA und des Aufstiegs von China, einer neuen Runde im Zyklus der Hegemonien, die sich alle paar Hundert Jahre abwechseln? Am Ende wäre Amerika eine Randmacht hinter dem Ozean und Europa bloß ein verletzlicher Zipfel der riesigen eurasischen Landmasse, die China und sein Vasall Russland dominieren.

Die Propheten einer solchen Entwicklung verweisen auf vier Faktoren:

auf Chinas gigantische Volkswirtschaft,

auf seinen zunehmenden politischen Einfluss in der Welt,

auf seine wachsende Militärmacht,

und nicht zuletzt auf den autokratischen Appeal des „chinesischen Modells“, also der Mischung aus Staatskapitalismus und Diktatur.

Bei näherer Betrachtung aber offenbaren alle diese Faktoren gravierende Schwächen. Sie zeigen, dass China auf absehbare Zukunft nicht das Zeug zur Weltmacht hat.

1. Chinas Wirtschaft – ein lahmender Koloss

Die ökonomische Macht der Volksrepublik ist sicher ein starkes Argument. Chinas Wirtschaft wuchs seit den 1980ern rasant und lange war es Konsens unter Fachleuten, dass sie den USA spätestens in den 2030er-Jahren den Rang als weltgrößte Volkswirtschaft ablaufen würde. Aber dieser Konsens bröckelt. Manche Ökonomen kalkulieren, China werde zwar bald den ersten Platz erreichen, aber nur für rund 20 Jahre, um dann wieder von den USA überholt zu werden. Andere Experten glauben inzwischen, China werde nie an Amerika vorbeiziehen.

Einiges deutet nämlich auf eine Strukturkrise der chinesischen Wirtschaft hin. Auch nach der Corona-Pandemie blieben die Wachstumsraten vergleichsweise niedrig. Das Land leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und einer anhaltenden Immobilienkrise, von der chinesische Ökonomen fürchten, dass sie auf die gesamte Wirtschaft übergreift. Sorgen bereitet auch die Konsumzurückhaltung in der Bevölkerung. Vor allem externe Beobachter führen sie auf eine tiefe Verunsicherung infolge der harten Covid-Lockdowns und eines immer übergriffigeren Staatsapparates zurück.

Peking hofft auf Heilung durch Hightech. Und natürlich spielt China gerade bei Zukunftstechnologien wie den Erneuerbaren Energien, Künstlicher Intelligenz oder bei der Chipherstellung eine führende Rolle. Doch auch durch diese Rechnung könnte ein Strich gehen. Denn mit neuen Zöllen und Handelshemmnissen gegen ebenjene Hightechgüter wollen sich die USA und die EU aus Abhängigkeiten von China lösen.

2. Chinas politische Macht – mehr Schein als Sein

Trotz dieser Widrigkeiten wird China ein wichtiger ökonomischer Player bleiben. Aber Wirtschaft allein macht noch keine Weltmacht. Es braucht politischen Einfluss, Bündnisse sowie die Fähigkeit, Ordnung und Sicherheit zu schaffen.

In dieser Hinsicht ist China bestenfalls eine Attrappenweltmacht. Das zeigt sich auch beim jüngst vermittelten Deal zwischen Hamas und Fatah. „China will sich als verantwortungsvoller globaler Akteur präsentieren, als Friedensmacht, vor allem im Kontrast zu den USA“, erklärt Helena Legarda, die an der Berliner Denkfabrik Merics zu chinesischer Verteidigungs- und Sicherheitspolitik forscht. „Das Problem kommt aber mit der Umsetzung und weiteren Schritten.“

Denn China scheue Risiken. „Peking will nicht in Konflikte hineingezogen werden, die nicht seine sind“, sagt Legarda. „Bei Deals wie dem mit der Hamas und der Fatah handelt es sich vor allem um die Erleichterung von Dialog. Aber China will nicht die Bürde schultern, vereinbarte Abkommen auch umsetzen zu müssen. Dazu ist es weder willens noch in der Lage.“ Der Unterschied zu den USA könnte deutlicher nicht sein.

China kann die USA aktuell nicht ersetzen und will deren globale Verantwortung auch gar nicht übernehmen.

Chinas Risikoaversion führt aber noch weiter. Während die Vereinigten Staaten ihre Weltmacht auf Bündnisse gründen und ihr militärisches Schutzversprechen auf Europa und Chinas pazifische Nachbarn ausweiten, will sich Peking aus derlei Verpflichtungen heraushalten. „China meidet Bündnisse“, erklärt Legarda. „Es hat sich nur auf ein einziges Bündnis mit gegenseitigen Verteidigungsgarantien eingelassen, nämlich das mit Nordkorea. Und Peking bereut das häufig. Denn Nordkorea ist ein Land, das China nicht kontrollieren kann.“

Legarda ist überzeugt: „China kann die USA aktuell nicht ersetzen und will deren globale Verantwortung auch gar nicht übernehmen. Selbst wenn sich die USA als weltpolitischer Akteur völlig zurückzögen – China würde den Platz zum jetzigen Zeitpunkt nicht einnehmen wollen.“

3. Chinas militärische Stärke – weit weg von Weltmacht

Das wäre auch militärisch gar nicht möglich. China modernisiert zwar seine Streitkräfte und baut vor allem die Marine auf, doch die Lücke zu den USA bleibt immens. Die Volksbefreiungsarmee mag zahlenmäßig größer sein als die U.S. Army, aber Letztere ist kampferprobter und verfügt zudem über technologisch fortschrittlicheres Gerät. Ein Maßstab dafür sind die Verteidigungsausgaben, denn Hightech ist teuer: 2023 waren die Ausgaben der USA mit 916 Milliarden US-Dollar immer noch um das Dreifache höher als die Chinas (schätzungsweise 296 Milliarden US-Dollar).

Vor allem fehlen China Fähigkeiten zur sogenannten Machtprojektion. Während die USA den gesamten Globus mit einem Netz von Militärbasen umspannen, hat China nur eine einzige auswärtige Basis, nämlich in Dschibuti am Horn von Afrika. Und wegen der bereits genannten Aversion gegen Bündnisse gibt es eben auch keine Verteidigungsallianzen, wie sie die USA weltweit unterhalten – von machtvollen Zusammenschlüssen wie der Nato über kleinere Pakte wie mit Australien und Neuseeland (Anzus) bis zu bilateralen Abkommen wie mit Japan oder Südkorea.

Chinas Militärmacht ist dagegen rein regional ausgerichtet. Es geht um die Vorherrschaft im Süd- und Ostchinesischen Meer, ein Gebiet, das Peking als seinen „Hinterhof“ betrachtet. Hier will es die USA verdrängen. Das ginge indes nicht ohne Gewalt. In früheren Jahrhunderten leiteten solche Großmachtkriege tatsächlich neue Hegemoniezyklen ein. Im nuklearen Zeitalter aber sind große Kriege entweder kalt oder nuklear – entweder sind sie ein langer Systemwettbewerb oder für beide Seiten vernichtend.

4. Das „chinesische Modell“ im Vergleich

Bleibt noch die vermeintliche Anziehungskraft des „chinesischen Modells“. Könnte China damit einen Systemwettbewerb gewinnen? Hier hilft ein doppelter Vergleich, nämlich mit den beiden konkurrierenden Modellen des Kalten Krieges.

Da war einerseits die Sowjetunion. Real existierend handelte es sich natürlich um eine Diktatur, doch sie verkaufte mit einigem Erfolg eine Idee sozialer Gerechtigkeit, die sich gegen Ausbeutung und kapitalistische Kriegstreiber richtete. Die philosophische Basis, der Marxismus-Leninismus, verfing nicht nur in intellektuellen Kreisen westlicher Staaten, sondern vor allem in der Dritten Welt. Sie war insbesondere für Länder in Asien und Afrika attraktiv, die einen antikolonialen Befreiungskampf führten. So setzte sich Ideologie in reale Macht um.

Die USA, als Sieger aus dem Kalten Krieg hervorgegangen, gründen ihre Weltmacht ihrerseits auf eine Idee. Es ist das Konzept der „wohlwollenden Hegemonie“, die – zumindest dem Anspruch nach – weltweit für Sicherheit sorgt, ohne ihren Schützlingen Freiheiten zu nehmen. Dieses Konzept wirkt nicht nur auf die internationale Ordnung, sondern bis ins Innere der Gesellschaften hinein. Bei aller berechtigten Kritik hat der „American Way of Life“, die globale (pop)kulturelle Ausstrahlung der USA, immer noch eine immense zivilisatorische Anziehungskraft.

Was kann China dagegenhalten? Eine staatskapitalistische Entwicklungsdiktatur, deren wirtschaftliche Effizienz zunehmend infrage steht. Und eine Gesellschaftsordnung, die auf Repression und totalitärer Überwachung basiert. Das mag für korrupte Autokraten attraktiv sein – für die von ihnen beherrschten Menschen sicher nicht."
 

John Wein

Mitglied
Werte Petra,
Vielleicht sollten wir global betrachtet, gar nicht so bescheiden sein, die deutsche "Erfindung" SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT als Modell ausgewogener, demokratisch legitimierter Lenkung in den Wettbewerb schicken. Damit sind wir mit Ludwig Erhard einmal zum Weltmeister in der Disziplin "Wohlstand für alle Bürger", doch blendend zurecht gekommen. Dieses Modell, so scheint nicht nur mir heute zunehmend von Lenkung zu Steuerung und Dirigierung zu entarten. Sozialismus und Planwirtschaft, sowohl in Deutschland als auch in der EU,, also wieder Hand in Hand gar nicht nicht mehr so weit entfernt vom "Chinesischen Weg".
Mir grausts vor einer wuchernden Bürokratie mit ihrem innewohnenden Hang zu Dirigismus als Planwirtschaft, gegen einen gelenkten freien und sozialen Wettbewerb.
Wie es schließlich enden wird, kann man heute ja in den Geschichtsbüchern nachlesen.
sommerliche Grüße,
J.W.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber John Wein,

ob das wirklich mit der sozialen Marktwirtschaft so eine 'Leistung' bestimmter Personen war, oder nicht doch eine Art Gunst der Stunde, die von geigneter Politik flankiert wurde, dafür fehlt mir die Sachkenntnis, das letztlich beurteilen zu können.
Was man aber ganz gewiss konstatieren muss, ist, dass der Kapitalismus selbst immer planwirtschaftlicher geworden ist. Dieser Kennzahlenfuror, die selbst gebastelten Regeln aus Zielen - nehmen wir mal Basel II, nach dem für Banken eine bestimmte Menge überschreitende Mitarbeiterzahlen zum Punktabzug führen - das alles ist eine einzige Blase geworden und die Konzerne sind am weitesten von der Sozialen Marktwirtschaft weg, aber für sie werden die Regeln gemacht. Und damit alles 'regelgerecht zugehen kann', kommt das dirigistische Prinzip zum Tragen, das aber wiederum nur Konzerne richtig bedienen können, weil sie wegen ihrer Größe schon für sich selbst dieses Reporting etc. betreiben. Ich war länger beruflich im Qualitätsmanagement involviert und habe auch bei großen staatlichen Auschreibungen mitgearbeitet. Das ist ein Aufwand, den man nur ab einer gewissen Größe betreiben kann. Bei großen Ausschreibungen wird schon geprüft, ob man groß genug ist, damit man die Projekte auch zu Ende führen kann, als würde man die Förderung nicht bekommen. Das ganze Förderwesen ist der größte Hemmschuh für die Soziale Marktwirtschaft. da werden Milliarden ausgelobt für die Ansiedlung von global operierenden Unternehmen und im Haushalt ist das dann Wirtschaftsförderung. Die Steuereinnahmen kommen dann von den Mitarbeitern. Die Zeitungen sind voll von diesen Geschichten der Mitnahmeeffekte ... ich könnte mich da schon in Rage reden :)

Danke für Deinen Besuch!

Liebe Grüße
Petra
 
Liebe Petra,

jetzt bin mit dem China-Buch von Weßling durch und bedanke mich noch einmal ausdrücklich für deine Anregung. Mir hat die Lektüre fast durchgehend zugesagt, ganz ohne die leichte Ambivalenz, die in deinen Aufzeichnungen darüber durchschimmert. Der Autor, so wie er sich gibt, war mir beim Lesen sympathisch. Er hat etwas von einem gescheiten, tüchtigen Selfmademan und der Lebenslauf imponiert mir. Unbestritten, dass sein Ego im Text stark hervortritt, gemildert jedoch durch sein häufig anzutreffendes Differenzieren.

Nun habe ich ein wesentlich reichhaltigeres Bild des Landes, seiner Entwicklung und des Lebens dort bekommen. Weßling malt keine Idylle, kein überwiegend positives Bild, er sagt, was einfach seiner Meinung und Erfahrung nach tatsächlich ist. Mir ist das Land nicht einmal sympathischer geworden. Ich betrachte es noch nüchterner, mit dem gebotenen Respekt. Das Buch ist so in seiner Wirkung das Gegenstück zu Artikeln wie dem von Franziska van Haaren, mit dem Weßling am Schluss so treffend abrechnet.

Einen schönen Sommernachmittag wünscht
Arno
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Arno,

das freut mich sehr, dass Dir die Lektüre ein Gewinn war!
Was einen stört, hat ja viel mit einem selbst zu tun; ich hoffe, Du hast durchaus den Eindruck von meiner Besprechung bekommen, dass ich ihm 'Gerechtigkeit' widerfahren lassen habe.

Dein Fazit teile ich durchaus! Nein, weder sympathischer noch verdammenswerter geworden - aber man sieht jetzt besser, wie verfehlt die unsrige Politik ist - und wie jämmerlich die Auslassungen ihrer Sprachrohre - siehe #91.

In wenigen Tagen werde ich mich wieder für drei Wochen absentieren; ich werde zwar Internetzugang haben, aber ich denke, ich halte es wie beim letzten Mal, und übe mich in Zurückhaltung. Das hat mir sehr gut getan. Ich lese momentan sporadisch die Tagespresse und bekomme zunehmend wieder schlechte Laune ob der Auslassungen unserer Politiker. Schlechte Laune braucht kein Mensch im Urlaub!

Dann gehab Dich mal wohl :) und viel Spaß bei Deinen Ausflügen.

Liebe Grüße
Petra
 
Das sind löbliche Absichten für die kommenden Wochen, liebe Petra. (Ich habe es gewöhnlich auch so gehalten.) Jetzt wünsche ich dir gute Erholung und uns allen deine frohe Rückkehr danach.

Liebe Grüße
Arno
 



 
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