Lyriker

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Arcos

Mitglied
Gib mir noch einen Schluck, Alter!
Dann erzähle ich dir,
wie wir Lyriker ticken.

Der Whisky brennt in meiner Kehle
und holt all die Erinnerungen hervor.

Manchmal steige ich hinab
in das tiefe Dunkel,
wo keine Menschenseele ist.

Ich bin kein Mann der großen Worte,
eher ein Mann des langen Schweigens.
Ich warte in der Dunkelheit
bis die Stille beginnt zu sprechen.
Anfangs kaum merklich,
ein leises Flüstern,
vom Ticken der Zeit übertönt.

Aber weißt du was, Alter?
Die meisten Menschen sind keine Lyriker,
weil sie keine Geduld haben.
Die Stille ist ihr Feind.

Ich verweile in ihr,
durchbohre sie immer wieder,
bis sie mit der Wahrheit herausrückt.

Dann tropfen die Worte.
Es ist ein kurzer Sommerregen.
Die ersten dicken Tropfen fallen einsam.
Doch sie bleiben nicht lange alleine.
Du beginnst zu schreiben,
wie ein Besessener.
Nicht du schreibst,
sondern es schreibt sich durch dich.
Du wirst geschrieben.
Ein Geist, der für eine kurze Zeit
die Erde betritt.

Und wehe du hörst auf zu schreiben.
Es wird dich nie loslassen,
bis in deine Träume.
So ist es mit der Wahrheit.
Auch wenn das Gedicht
von deinem eigenen Tod berichtet,
machst du einfach weiter.

Wenn du nicht vollkommen erfasst,
gebissen, durchgekaut, geschluckt
und wieder ausgespuckt wurdest,
schmeiß das verdammte Papier weg.
Es ist nichts wert.
Keiner wird es lesen wollen.
Nicht einmal du selbst.
Die Wahrheit kennt keine Kompromisse.
Lyrik ist eine flüchtige Blüte,
die ihre volle Pracht äußerst selten zeigt.
Der Duft währt nicht lange
und die ersten Blätter fallen schnell.

Nun schau nicht so,
als ob du ein Gespenst vor dir hast!

Gib mir noch einen Schluck, Alter!
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Lieber Önder,

das empfinde ich als sehr gelungen.
Für meinen Geschmack hätte es den Rahmen (Whiskey, Alter) nicht gebraucht, aber das ist nur eine Geschmacksfrage - vielleicht würde es ohne diesen Monolog an 'Einstieg' fehlen... auf jeden Fall nimmt er dem Gedicht nichts.
Wirklich sehr schön auf den Punkt gebracht - etwas zum Mehrmalslesen!

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Hey Önder!
Dieses Gedicht ist - könnte man sagen - vielleicht ein Mü länger geraten, als es sein müsste... aber ich liebe es sehr! Das ist ganz und gar nach meinem Geschmack! Es würde ganz sicher auch großen Spaß machen, diese Zeilen vorzutragen!
Sehr begeistert! :)
LG!
S.
 

Arcos

Mitglied
Herzlichen Dank sufnus!
Habe mich sehr darüber gefreut, dass es dir so gut gefallen hat.
Ja, es ist ein Gedicht, das man auch sehr gut vortragen könnte, das stimmt.
Ich habe mir natürlich die Szene im Geiste intensiv vorgestellt, als ich es schrieb.
Denn ohne das, hätte es keine Wirkung.

Liebe Grüße
Önder
 

revilo

Mitglied
Gib mir noch einen Schluck, Alter!
Dann erzähle ich dir,
wie wir Lyriker ticken.

Der Whisky brennt in meiner Kehle
gräbt erinnerungen aus

Manchmal steige ich hinab
in das tiefe Dunkel,
wo keine Menschenseele ist.

Ich bin kein Mann der großen Worte
schweigen ist mein begleiter
in der Dunkelheit spricht
die stille
ein leises Flüstern,

Aber weißt du was, Alter?
Die meisten Menschen sind keine Lyriker
Die Stille ist ihr Feind.
irgendwann rückt sie mit
der Wahrheit heraus

Dann tropfen die Worte.
sommerregengleich
Du beginnst zu schreiben,
Nicht du schreibst,
sondern es schreibt sich durch dich.

hör nicht auf
So ist es mit der Wahrheit.
Auch wenn das Gedicht
von deinem eigenen Tod erzählt
machst du einfach weiter.

Wenn du nicht vollkommen verdaust
und wieder ausgespuckt wurdest,
schmeiß das verdammte Papier weg.
Es ist nichts wert.
Keiner wird es lesen wollen.
Nicht einmal du selbst.
Lyrik ist eine flüchtige Blüte,
Der Duft währt nicht lange
und die ersten Blätter welken schnell.


Gib mir noch einen Schluck, Alter!
ich finde das gedicht gut, aber viel zu lang..........vielleicht kannst du mit meinen vorschlägen etwas anfangen....hattest du das nicht schon einmal in anonymus gepostet? LG
 

Arcos

Mitglied
Vielen Dank Oliver für deine Rückmeldung.
Das Werk ist für mich in sich geschlossen.
Dass es zu lang ist, haben jetzt schon einige Leser angemerkt, wofür ich auch dankbar bin.
Bei zukünftigen Werken werden diese Rückmeldungen sicherlich berücksichtigt.
Wir sind nie ausgereift und entwickeln uns immer weiter.

Liebe Grüße
Önder
 

fee_reloaded

Mitglied
Vielleicht zu lang, lieber Önder,

aber in dem speziellen Fall ist es dieses Schwelgen im und am Thema - und das kann ich nicht nur nachvollziehen, sondern ich finde es hier auch passend. Darzustellen, wie etwas, wofür man brennt, einen mitreißt und man diesen Zustand am liebsten noch länger und noch länger auskosten möchte....das ist sehr stimmig.

Sozusagen ein Gedicht, in das man sich - wie in besonders gutes Essen - am liebsten einwickeln könnte und möchte. Weil das Thema und die Präsentation Freude machen.

Liebe Grüße,
Claudia
 

Arcos

Mitglied
Vielen herzlichen Dank, liebe Claudia.
Es ist erfüllend, den Lesern ein wenig Freude zu schenken, wenn auch nur vielleicht für einen kurzen Augenblick.
Dafür schreiben wir.
Dafür sind wir.

Liebe Grüße
Önder
 
wow! es hat längen nach meinem gefühl. und am ende ist es für mein gefühl vielleicht ein bisschen zu viel.
aber verdammt, mann: du hast recht (ginge auch ein gin? oder ein guter grappa?).
 

revilo

Mitglied
Vielen Dank Oliver für deine Rückmeldung.
Das Werk ist für mich in sich geschlossen.
Dass es zu lang ist, haben jetzt schon einige Leser angemerkt, wofür ich auch dankbar bin.
Bei zukünftigen Werken werden diese Rückmeldungen sicherlich berücksichtigt.
Wir sind nie ausgereift und entwickeln uns immer weiter.

Liebe Grüße
Önder
mit dem letzten satz hast du absolut recht.......es gibt aber leider (zu) viele, die nicht so denken........und das merkst du ihren gedichten auch an, weil sie sich nicht weiterentwickeln...........LG
 

Arcos

Mitglied
Vielen Dank Oliver für deine Zustimmung.
Ich weiß nicht, ob diese Autoren hier am richtigen Platz sind, wenn sie keine weiteren Schritte gehen wollen.
Meine bisherige Entwicklung war Dank euren Rückmeldungen sehr beträchtlich.
Das kann ich mit absoluter Sicherheit sagen.
Für wen schreibe ich sonst?
Die Schublade schaut ziemlich gleichgültig auf meine Strophen.
Die Sonne scheint auch ohne ein Gedicht.
Und der Sternenhimmel weiß überhaupt nicht, warum wir ihn nicht selten in unsere Werke zerren.

Liebe Grüße
Önder
 

revilo

Mitglied
...wahre worte, lieber önder......es gibt hier nicht gerade wenig von dieser kathegorie.....sie meinen aber, sie seien genau hier am richtigen platz........und sie gehen in der tat keine weiteren schritte......LG
 



 
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