War Moses der erste Schleuser? Oder die Kunst des sich Gehenlassens

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Hagen

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War Moses der erste Schleuser? Oder die Kunst des sich Gehenlassens

Immer wenn es mit meinem Liebesroman mal nicht so recht flutscht, mit der Schreibe, lehne ich mich in meinem Schreibtischsessel zurück, stopfe und entzünde mir eine Pfeife und mache eine Denkpause. Dabei denke ich über irgendwas Anderes nach, zum Beispiel: Warum hat saure Sahne eigentlich ein Ablaufdatum?
Warum heißen Murmeltiere eigentlich Murmeltiere?
Sind es die einzigen Tiere, die mit Murmeln spielen?
Oder murmeln die ständig über Irgendwas, zum Beispiel dass die Menschen bescheuert sind, weil sie im Spätherbst nicht ihre Lebensfunktionen herunter fahren und pennen. Dann könnten sie sich nämlich den Aufwand des Heizens sparen, sich mal richtig ausschlafen und könnten im Frühjahr wieder frisch ans Werk gehen, ihre Albernheiten absolvieren, zum Beispiel Kunst machen.
Machen Tiere eigentlich auch Kunst?
Ich glaube kaum, denn so blöd sind die nicht, oder Bücher schreiben, wo man doch für wenig Geld ein Buch kaufen kann.
Oder kann es sein, dass der Verfassungsschutz, oder sonst eine Institution, die heimlich in meinem Server herumwühlt, gar nicht so recht damit klarkommt, dass ich nur für meinen Liebesroman recherchiere, zum Beispiel Ammoniumnitrat, was im Baumarkt erhältlich ist, und aus dem man bekanntlich auch Sprengstoff machen kann?
Oder eine Pistole, die einen so geringen Rückschlag hat, dass man sie in das Modell eines Autos einbauen und per Fernsteuerung jemanden erschießen kann?
Oder die tödliche Dosis von Kaliumchlorid, welches in den Giftspritzen ist, die in St. Quentin verabreicht werden, oder gar Crystal Meth, welches sich leichter beschaffen lässt?
Dann recherchiere ich doch lieber, wie sich Nixen vermehren. – Ja, wie eigentlich?
Die heilige Schrift, die da heißt ‚Wikipedia‘, gibt darüber keine Auskunft. Legen die Nixen Eier in Korallen, oder was?
Müsste eigentlich auch männliche Nixen geben, aber das ist für mich kaum vorstellbar.
Egal, haben Tiere eigentlich einen Sinn für Kunst oder Schönheit?
Kann ich mir nicht vorstellen, denn wenn ich ‚unseren Vögeln und Eichhörnchen‘ draußen ihre Schale mit Futterkörnern zurechtmache, richtig hübsch mit Fettfutter, Erdnussbruch, Sonnenblumenkernen und Erdnüssen, kommt gleich eine Amsel und schmeißt alles durcheinander.
Aber da wir gerade bei Körnern sind, die klassische Fastenspeise, drängst sich mir die Frage auf, ob man Kakerlaken, Heuschrecken und so ein Viehzeug in der Fastenzeit essen darf, ist ja kein Fleisch im klassischen Sinne und Fische auch nicht, denn der ewige Fisch wird mir in besagter Fastenzeit langsam zu teuer, und Biber, denn irgendein Kirchenfürst hat Biber mal als zu den Fischen gehörend erklärt, würde ich nicht runter kriegen, außerdem steht der Biber inzwischen unter Naturschutz.
Dann doch lieber eine Heuschrecke, aber als Haustier! Die wäre schön klein und könnte zur Not in einer Zigarrenkiste schlafen wie ein Murmeltier. Ich mag die leeren Zigarrenkisten nämlich nicht wegwerfen. Wer weiß, wofür ich die noch brauchen kann.
Kann man Heuschrecken eigentlich abrichten, wie einen Hund?
Oder sind Heuschrecken mehr wie Katzen, die angeblich ihren Eigensinn haben, aber gestreichelt werden wollen?
Auf alle Fälle würde ich mir blöd vorkommen, eine Heuschrecke zu streicheln, und einen Namen bräuchte die dann auch. Hespereia wäre nicht schlecht, wie die Hesperide, die mit den anderen Hesperiden Aigle, Arethusa, Erytheia, Hespere und Hesperusa sowie dem Drachen Ladon einen Apfelbaum bewachen, dessen Früchte den Göttern die ewige Jugend verleiht.
Ewige Jugend wäre natürlich nicht schlecht, aber mit Äpfeln bin ich etwas vorsichtig. Da war nämlich das Ding mit der Vertreibung aus dem Paradies. Was ist, wenn ich von Gott aus dem Haus der Wunderbaren Ulrike, in dem ich mit ihr lebe, Billard spiele und die ScheinBAR betreibe, verwiesen werde, wie Adam und Eva dereinst aus dem Paradies, weil ich immer alles googele, sozusagen ‚Erkenntnisse sammele‘ und dabei versehentlich einen Apfel vom ‚Baum der Erkenntnis‘ esse?
Irgendwie war da nämlich mal sowas mit dem Apfel von ‚Baum der Erkenntnis‘ und dem Sündenfall, man muss ja so aufpassen, um nicht in Sünde zu verfallen!
Ich kann ja nicht wissen, was mir die nette Obsthändlerin, die ich, wenn Markttag ist, aufsuche, um das Zubehör für einen Obstteller zu erwerben, den ich der Wunderbaren Ulrike einmal die Woche zubereite, verkauft. Wie leicht kann da ein Apfel vom ‚Baum der Erkenntnis‘ bei sein, zumal die Obsthändlerin aussieht, wie ich mir Eva vorstelle. Schade, dass sie nie nackt ist, aber ich müsste gelegentlich mal googeln, wo der Garten Eden überhaupt lag.
Aber eine Heuschrecke ist jedenfalls auch NEIN, komisch, dass ich immer wieder auf Heuschrecken komme. Hoffentlich träume ich nicht von Heuschrecken, wie neulich, als ich Kafkas ‚Verwandlung‘ gelesen habe und anschließend von Mistkäfern geträumt habe, oder waren es Seegurken?
Egal, aber was könnte ich denn mal fasten, um auf den Kernpunkt meiner Gedankengänge zurückzukommen?
Fernsehen zum Beispiel. Aber im Fernsehen, es gibt ja auch ‘Bildungsfernsehen‘ auf Phoenix, N 24 oder ZDF Info. Das ist wie Lesen, was man in der Fastenzeit ja tun soll. Aufs Fernsehen will ich aus diesem Grund nicht verzichten. Ebenso auf das Rauchen und Schokolade, sowie unseren täglichen Nightcap, den Schlummertrunk.
Vielleicht könnte ich auf Bier verzichten?
Aber das haben manche Mönche zur Fastenzeit in rauen Mengen getrunken, geht also nicht. Es müsste etwas sein, was nicht alle fasten, denn ich bin ja ein Individualist, und das ist nicht als Schimpfwort gemeint, wie in der Nazizeit, wo alle gleichgeschaltet waren und nicht selbständig denken mussten oder brauchten. Da wir gerade davon reden; - Gedankenfasten ist doch mal was ganz Originelles.
Keine kreativen, geistreichen, schöpferischen, erfindungsreichen und phantasiebegabten Gedanken mehr denken, das wär’s doch mal!
Nur noch schöne Gedanken, wie: Sollte ich mir ein Tattoo stechen lassen, damit sich die Wunderbare Ulrike das angucken kann, wenn ihr mal langweilig ist?
Egal, bei genauer Betrachtung betreiben das Gedankenfasten schon ganz schön Viele, und nicht nur zur Fastenzeit, sondern 365 Tage im Jahr! Neo-Nazis zum Beispiel, bei manchen Politikern bin ich mir da nicht so ganz sicher, aber ich höre lieber auf, bevor sich nun doch der Verfassungsschutz (siehe oben) einschaltet.
Weil ich aber, wenn ich schreibe und recherchiere, meistens Radio höre - kann man eigentlich auch ‚Radiofasten‘? - dann müsste ich auch auf Nachrichten verzichten, die will, kann und brauche ich auch beim Fasten nicht aufgeben.
Nun ja, Nachrichten kommen ungefähr jede Stunde und dann merke ich auf, schon wieder eine Stunde vorüber, und die erzählen mir wieder mal was von Flüchtlingen und Schleusern … hat’s doch eigentlich schon immer gegeben, dieses Phänomen, sogar die Bibel berichtet darüber, Auszug der Kinder Israel und einem Schleuser namens Moses. (Der Auszug aus Ägypten steht im 2. Buch der jüdischen Tora, habe ich recherchiert.)
Was ich auch recherchiert habe, ist das Moses von Gott auserwählt wurde. Ihm erteilte Gott den Auftrag, das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei zu führen. Als wenn Moses mit dem Empfang der zehn Gebote nicht schon genug zu tun gehabt hatte, immer auf den Berg Sinai kraxeln. Hätte Gott ihm da nicht einen Lift erschaffen können, wenn er ihn schon auserwählt hat?
Mir würde das jedenfalls stinken, von Gott auserwählt zu sein, ich bin doch kein Kletterer!
Naja, der Empfang der zehn Gebote auf dem Berg Sinai macht wenigstens Sinn. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, was die Klettermaxen von heute auf den Bergen zu suchen haben. Wenn ich erzählen würde, ich wäre von Gott auserwählt, die 10 Gebote zu modifizieren und müsste zu diesem Zweck auf einen Gipfel, hieße es gleich: Ab in die Klapse!
Naja, und irgendwie erinnert mich das an Sisyphos und dass die Götter die Menschen zu ihrer Belustigung erschaffen haben. Ob die Götter wohl auch jeder ein Tattoo haben?
Dabei fällt mir, nebenbei bemerkt, ein Witz ein, den mir ein Pastor dereinst erzählte: Moses kommt vom Berg Sinai zu seinen Leuten und sagt: „Also, ich habe eine Gute und eine schlechte Nachricht für euch! Zuerst die gute: Ich habe den Boss runtergehandelt auf zehn. Und nun die Schlechte: Ehebruch ist immer noch dabei!“
Aber ich komme mal wieder vom Thema ab. Die Hebräer, so nannten sich die Kinder Israel, mussten jedenfalls damals in den Steinbrüchen und auf den Baustellen der riesigen Städte und Pyramiden arbeiten. Das Leben war hart, voller Entbehrungen und gefährlich, denn sie waren den Launen des Pharaos ganz und gar ausgeliefert. (Erinnert mich auch irgendwie an irgendwelche Machthaber der heutigen Zeit.)
Als Moses den Pharao bat, das Volk Israel ziehen zu lassen, weigerte sich der ägyptische Herrscher. Schließlich benötigte er die Hebräer als kostenlose Arbeitskräfte. Erst nachdem Gott den Ägyptern zehn Plagen geschickt hatte, durfte sein Volk das Land verlassen.
Heute gibt es diese Plagen auch, allerdings etwas umgestaltet. Ich denke da mal an Tsunamis, explodierende Kernkraftwerke und diverse Kriege. Die Götter haben die Plagen zu ihrer Belustigung eben etwas ‚modernisiert‘. Ich möchte nicht wissen, was die sonst noch so in Petto haben und auf welche Ideen die kommen, wenn die auf dem Olymp sitzen und Saufgelage abhalten!
Vielleicht ein eruptierender Vulkan, der Gold speit, denn dieses Zeug hat auf Dauer immer irgendwie Unglück gebracht. Ich erinnere mal die wunderbaren Abenteuergeschichten von Kapitän Blackbeard und Co, die zwar Gold und Schätze errungen haben, aber es hat ihnen nix genützt. Blackbeard ist jedenfalls enthauptet worden, ist ohne Kopf noch ein paar Runden um ein Schiff gepaddelt und dann hat man seinen Kopf am Bugspriet eines Schiffs aufgeknüpft.
Naja, könnte ich vielleicht gelegentlich mal eine Geschichte aus dem Ding mit dem goldspeienden Vulkan machen. Gar nicht schlecht, die Idee, aber vorher möchte ich mich um meinen Liebesroman kümmern, je kitschiger, desto besser, wie »Die Leiden des jungen Werther«, der Briefroman eines Nichtsnutzes, der verzweifelt an einem verlobtem Fräulein rumbaggert. Als der olle Geheimrat Goethe damit überhaupt nicht mehr klar kam, hat sich Werther eben umgebracht. War bei Kafkas »Verwandlung« ähnlich, das »Ungeziefer« starb und wurde entsorgt, als Kafka mit seinem eigenen Roman auch nicht mehr zu Rande kam.
Ist etwas unter meiner Würde als ernsthafter Schriftsteller!
Bei meinem Liebesroman werde ich anders vorgehen! ‚Erwin‘ ein Rentner, jeder Rentner heißt ‚Erwin‘, mutiert vom biederen Beamten im Liegenschaftsamt zu einem eiskalten Killer und geht schließlich mit seiner Geliebten auf eine Exkursion nach Neuschwabenland um die Sache einer Mission mit dem Codenamen Highjump mal zu checken …
Man, ich müsste mal wieder auf Moses und die Kinder Israel zurückkommen!
Nach den Gesetzen der Dramaturgie, ist da kaum ein Zusammenhang herzustellen, zwischen den Plagen und dem Auszug der Kinder Israels, denn auch ein Despot wird seine Leute kaum in die Wüste schicken, weil plötzlich Frösche erscheinen. (Die zehn Plagen bitte ich den geneigten Leser selbst zu googeln.) Um so eine Plage mal etwas zu modernisieren, würde heute ein Tanker auslaufen oder ein Krieg expandieren, aber deswegen schickt doch kein Pharao seine Leute in die Wüste!
Aber der Autor Werner Keller hat mal ein dickes Buch geschrieben: »Und die Bibel hat doch recht«, ein Sachbuch, das er im Jahr 1955 veröffentlichte. Das Werk wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und erreichte eine Auflage von mehreren Millionen Exemplaren. Es gilt als einer der stärksten Bestseller der Nachkriegszeit.
Dann soll also alles so sein!
Jedenfalls taperten die Kinder Israels dann an die vierzig Jahre durch die Wüste. Irgendwie haut die ganze Sache von der Logistik her nicht hin, und schlecht durchdacht war diese Nummer auch.
Innerhalb von 17 Tagen und 23 Stunden trippelte Joey Kelly nämlich dereinst 900 Kilometer von Wilhelmshaven bis hinauf zur Zugspitze und ernährte sich ausschließlich von dem, was die Natur ihm bot, oder entlang seiner Route zu finden war. Und durch die Wüste ist Joey auch in relativ kurzer Zeit mit einigen Anderen gewetzt, habe ich im Fernsehen gesehen. Da hätten die Kinder Israel doch so etwa in einem Jahr gemächlich durch die Wüste latschen können, schließlich waren sie auch durchtrainiert, aber nicht ganz so hart wie Joey Kelly, denn die Kinder Israel hatten ja nur Pyramiden und so gebaut.
Da hat Moses, der Schleuser, absolut versagt, oder haben die Götter auf dem Olymp diese Show zu ihrer Belustigung abgezogen und die Kinder Israels dann schmählich im Stich gelassen und sich anderweitig belustigt, bis ihnen einfiel: Ach, die Kinder Israels haben wir ja im Stress total vergessen, die kommen alleine nicht klar, weil Moses sich auch verlaufen hat. Da müssen wir uns wieder mal kümmern, schöne Scheiße. Aber lass‘ uns erst mal eine Runde von diesem geilen Zeug trinken, was Bacchus erfunden hat: Met. Anschließend lassen wir uns was Einzigartiges einfallen, langsam müssen wir auch mal ein bisschen kreativ werden, immer nur Heuschrecken erschaffen ist ja langweilig und wirkt auch nicht mehr so recht. Zudem ist es unheimlich aufwendig, ein Million Heuschrecken zu kreieren.
Es wiederholt sich alles, ich auch, da ich wieder mal bei Heuschrecken gelandet bin, aber da war noch was, nämlich dass unser Freund Moses mit Gottes Hilfe, irgendwelche Wasser geteilt hat, damit die Kinder Israels schließlich trockenen Fußes einen See durchqueren konnten. Müsste ich gelegentlich mal recherchieren, welches Gewässer das war, den Recherche bildet, aber jetzt habe ich keine Lust mehr!
An und für sich eine geniale Idee der Götter, aber stellen wir uns mal vor, die heutigen Schleuser könnten das auch, die Wasser teilen
Dann würden tausende von Flüchtlingen fröhlich durch das Mittelmeer wandeln und irgendwann würde womöglich eine Million Chinesen bei uns auf der Matte stehen … mein Gott!
Vielleicht sollte ich doch lieber Gedankenfasten betreiben, oder über meinen Liebesroman nachdenken.
Mist, jetzt ist meine Pfeife vor lauter Fasten ausgegangen!
 

ahorn

Foren-Redakteur
Teammitglied
Moin Hagen,

bei dir verkneife ich mir gern die Leselupe zu zücken, genieße lieber deine Ergüsse.

Liebe Grüße
Ahorn
 

Hagen

Mitglied
Hallo Ahorn,
vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit beim Lesen und die gute Benotung.
Nun denn, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
Herzlichst
yours Hagen

Merke:
Die meisten Dinge werden ständig schlimmer.
Früher oder später wird sich das Schlimmste ereignen.
Seine Folgerung:
Alles muss so geplant werden, dass es der schlimmsten Form der Umstände widerstehen kann!


 



 
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