Unreiner Reim

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sufnus

Mitglied
Hey Stavanger!

Eine wunderbare Reihung unreiner Reime. Da ist ja wirklich kein einziger reiner Reim dabei. Und das ist auch gut so! :)

Nur was die böse Kritik (sofern sie von professionellen Kritikern stammt) angeht, muss man zu deren Verteidigung einräumen, dass "heutzutage" in zeitgenössischer Lyrik nicht nur der Reim keineswegs mehr verpönt ist, sondern sogar fleißig benutzt und dann von Kritikern belobigt wird, sondern dass dieser Reim sogar fast ausschließlich in äußerst unreiner Form auftritt. Deine "unreinen" Beispiele sind ja in gewisser Weise sehr klassisch.

Jan Wagner reimte schon vor vielen Jahren in einem (beinahe ;) ) klassisch gefügten Sonettkranz (!) u. a. "Feuer" auf "Foyer" und Carl-Christian Elze reimt ziemlich aktuell in einem Gedicht in S1Z2 "verneige" auf S2Z1 "weite" und S2Z3 "scheibe" und am Ende steht dann eine ebenso unrein gereimte wie wunderbare Terzine (viel schwieriger zu komponieren als ein normales Sonett wie ich finde). Und wenngleich es wohl auch zu Jan Wagner oder Carl-Christian Elze skeptische Kritiken gab und gibt, so überwiegen doch die Lobesbezeugungen und unter den Profis hat meines Wissens noch keiner Anstoß an ihren (unreinen) Reimen genommen. :)

Aber das sei nun auch wie es sei... Dein Achtzeiler ist jedenfalls äußerst harmonisch und klug gefügt und - noch viel wichtiger - überaus vergnüglich zu lesen!
LG!
S.
 

Stavanger

Mitglied
Hallo sufnus,

Im Vergleich mit dir bin ich absolut unwissend und ignorant - ich weiß nichts und kenne überhaupt keine Namen oder aktuellen Entwicklungen.
Immerhin habe ich mir Jan Wagner und C.C. Elze soeben notiert und werde etwas nachforschen.

Das Unrein-Thema wollte ich mal behandeln, weil es einfach immer wieder auftaucht, wenn man Gedichte irgendwo einstellt.
Aufgefallen ist mir ein sehr schöner Wikipedia Artikel zu dem Thema (weiß nicht, ob ich hier einen Link eingeben dürfte, aber zum Ziel führt: "unreine Reime Wikipedia").
Wo ich selbst stehe, ist offensichtlich, und mit Goethe, Schiller und Heine auf der eigenen Seite sollte ja eigentlich nichts schiefgehen ... aber es wird sich schon ein Purist melden und sich geradezu beleidigt und angegriffen fühlen, sobald man etwas in einem Forum veröffentlicht.

Ich find's aber okay und legitim zu sagen: "Nein, der (unreine) Klang gefällt mir nicht!"

Was dem einen Eule, ist des anderen Nachtigall und "Über Geschmack lässt sich nicht streiten."
Völlig okay.

Ein persönliches Anliegen wäre mir, den von vorneherein ungünstigen Begriff: "unreiner Reim" loszuwerden / auszutauschen. Der ist keine gute Werbung für etwas ganz Normales (wie ich finde) und Gebräuchliches.
In meinem eigenen Kopf handelt es sich längst um "Ähnlich-Klang". Was natürlich nicht bedeutet, dass ich etwas gegen den "Gleich-Klang" hätte. In meiner Welt existieren die beiden friedlich und harmonisch, auch gleichwertig, nebeneinander.

Ich danke dir für dein Interesse und deine Anregungen!
Uwe
 



 
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