Und du hast Flügel bekommen

ColdCoffee86

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Hinter uns liegt eine Reise. Eine Reise die 2011 begann. Wir kannten weder Ziel noch Weg. Aber – wir sind gemeinsam losgelaufen. Wir sind durch Täler geschritten Arm in Arm und haben Hand in Hand Hochs erklommen. Immer in dem Wissen, dass wir nichts wissen. Aber was wir wussten war, dass wir uns hatten. Vereint. Auch in den dunkelsten Stunden. In den Momenten wo alles um uns herum in Flammen stand. Als das Herz wehtat, als alles auf dem Kipppunkt stand.

In den tiefsten Winkeln unseres Herzens sehnen wir uns nach einem Ort, einem Menschen, der unser Herz hält, uns auffängt und unser Zuhause ist. In einer Welt voller Chaos und Unsicherheit träumen wir davon, dass jemand die Macht hat, unsere zerbrechlichsten Teile zu bewahren und uns in den dunkelsten Momenten zu stützen. Wie oft stellen wir uns vor, dass hinter der nächsten Ecke jemand wartet, bereit, uns bedingungslos zu lieben und unser ständiger Anker zu sein? Wie sehr träumen wir davon, nicht nur eine wilde Nächte zu durchleben sondern anzukommen. Ich bin bei dir angekommen.

So schlimm die Dinge auch sind, es wird immer jemand da sein, der dich auffängt. Diese Wahrheit lässt uns hoffen, dass wahre Liebe und Geborgenheit mehr sind als nur ein romantisches Ideal; sie sind das Netz, das uns auffängt, wenn wir fallen, das Licht, das uns den Weg weist, wenn wir im Dunkeln tappen.

Wir wünschen uns jemanden, der unser Herz in den Händen wiegt, seine Schläge spürt und die Narben versteht, die es trägt. Narben aus vergangenen Tagen. Die nicht verblassen werden, sondern dazu gehören. Narben die entstanden sind, weil wir geliebt haben. Narben die sich vermehren werden. Denn wo Liebe ist, ist auch Schmerz. Wie sehr wünschen wir uns jemanden, der unsere Lasten teilt, Ängste mildert und Freude vervielfacht. Die Liebe unseres Lebens. Genau das ist es, wonach wir streben – diese tiefe Verbundenheit, die uns mit einem einzigen Blick, einer einzigen Berührung zeigt, dass wir nicht allein sind.

Wir suchen nach jemanden, der mehr ist als nur ein Glücksgefühl. Mehr als die kurze Explosion von Dopamin. Jemanden der mehr ist als der Reiz des anderen. Jemand, der unser sicherer Hafen ist, ein Zufluchtsort in stürmischen Zeiten. Ein Zuhause ist nicht nur ein Ort, es ist ein Gefühl. Ein Gefühl des Ankommens. Jemand, der immer einen Schirm halten wird egal wie stark der Sturm auch ist. Jemand, mit dem man laut streiten kann, weil wir wissen, dass unsere Liebe tief genug ist, um diese Stürme zu überstehen. Denn nach jedem Streit folgt das tiefe, beruhigende Gefühl, wieder zueinander zu finden, sich wieder zu umarmen und zu wissen, dass man angekommen ist. Jemand der einem die ganze Nacht von größten Träumen erzählt und jemand der unsere Hand hält, wenn wir von unseren größten Ängsten erzählen. Jemand der uns mitreist und fliegen lässt, aber auch da ist uns aufzufangen wenn wir wieder runter wollen. Jemand der das Hier und Jetzt genießen kann. Wir suchen nach jemanden der uns unter tausenden in der Masse trotzdem beobachtet mit einem Lächeln wohlwissen, dass wir gemeinsam auf den Balkon einen Absacker trinken werden. Jemanden der uns zeigt, dass wir, egal wie sehr wir uns verirrt haben, immer einen Weg nach Hause finden werden.

In den stürmischen Zeiten der Liebe erleben wir nicht nur das Glück und die Geborgenheit, sondern auch die tiefsten Täler der Trauer und des Verlustes. Diese Momente der Dunkelheit und des Schmerzes sind unvermeidlich, doch sie formen uns und unsere Beziehungen in einer Weise, die tiefer und bedeutungsvoller ist, als es das pure Glück je könnte. Wie oft haben wir uns in der Einsamkeit der Nacht gefragt, ob die Schmerzen der Liebe die Freude überwiegen? Und doch ist es gerade dieser Schmerz, der uns zeigt, wie tief unsere Gefühle wirklich sind.

Trauer und Verlust sind wie ein heftiger Sturm, der plötzlich über uns hereinbricht, die gewohnten Strukturen unseres Lebens auseinanderreißt und uns in ein Meer aus Unsicherheit und Schmerz stürzt. Doch gerade in diesen Momenten lernen wir, was es bedeutet, wirklich zu lieben. Es ist die Erkenntnis, dass Liebe nicht nur im Glück, sondern vor allem im Schmerz ihren wahren Wert zeigt. Die tiefsten Wunden tragen die wertvollsten Erinnerungen, und jeder Verlust erinnert uns daran, wie kostbar die Menschen sind, die wir lieben.

Ich erinnere mich an letztes Jahr , als ich dich eigentlich wohl schon verlor. Die Tage waren schwer und die Nächte endlos, erfüllt von der Leere und dem Echo der Erinnerungen. Doch in dieser tiefen Trauer fand ich auch eine neue Art der Stärke und des Verständnisses. Die Liebe, die ich für dich empfand, war so tief, dass selbst der Schmerz des Verlustes sie nicht auslöschen konnte. Es war, als ob die Trauer ein Beweis für die Intensität dieser Liebe war.

In den dunkelsten Momenten unseres Lebens suchen wir nach einem Funken Hoffnung, nach etwas, das uns daran erinnert, dass der Sturm irgendwann vorüberzieht. Und obwohl die Narben, die der Verlust hinterlässt, für immer bleiben, lernen wir, mit ihnen zu leben und sie als Teil unserer Geschichte zu akzeptieren. Wir erkennen, dass Liebe und Verlust untrennbar miteinander verbunden sind, und dass es diese Verbindung ist, die unser Leben so reich und komplex macht.

Es ist in diesen Zeiten, dass wir die wahren Tiefen der Liebe entdecken. Die Momente der Stille, in denen wir uns an den Menschen erinnern, den wir verloren haben, die Tränen, die uns zeigen, wie sehr wir geliebt haben, und die kleinen Gesten, die uns daran erinnern, dass die Liebe nie wirklich verschwindet. Sie bleibt in unseren Herzen, formt uns und begleitet uns auf unserem weiteren Weg.

Am Ende geht es darum, die stürmischen Zeiten der Liebe zu überstehen und daraus gestärkt hervorzugehen. Es geht darum, die Trauer und den Verlust zu akzeptieren und zu erkennen, dass sie Teil des Lebens und der Liebe sind. Denn ohne die Dunkelheit könnten wir das Licht nicht erkennen, und ohne den Schmerz wüssten wir nicht, wie kostbar die Momente des Glücks wirklich sind.

In den Höhen der Liebe und des Lebens erleben wir Momente von unbändiger Freude und Euphorie, die uns das Gefühl geben, die Welt umarmen zu können. Diese Höhen, die uns wie ein Wirbelwind aus dem Alltag reißen, sind getränkt von einem süchtig machenden Rausch, einem ständigen Verlangen nach dem nächsten Dopaminschub. Es ist die unstillbare Sehnsucht nach dem Gefühl, lebendig zu sein, nach dem Ausbruch aus dem Gewöhnlichen, das uns immer wieder antreibt. Es ist der Drang das Leben zu spüren. Du hast den Drang das Leben nun anders zu spüren.

In diesen Augenblicken, wenn das Herz schneller schlägt und die Sinne geschärft sind, fühlen wir uns unbesiegbar. Das Leben erscheint heller, die Farben intensiver, und jede Erfahrung wird zu einem unvergesslichen Abenteuer. Diese Highs sind wie ein Tanz auf dem Vulkan, ein ständiges Spiel mit dem Feuer, das uns daran erinnert, dass wir lebendig sind. Sie lassen uns vergessen. Sie lassen uns fliegen. Für einen Moment. Sie erinnern an vergessene Gefühle. An vielleicht auch unerfüllte Wünsche. Dieser Ausbruch aus dem Leben, dass wir so sehr wollten - unser trautes Heim, Komfort, eine Stabilität, Möglichkeiten, offene Arme, offenes Herz, offene Ohr. Das wunderschöne, das viele für viel zu selbstverständlich sehen.

Doch diese Momente sind nicht nur flüchtige Augenblicke des Glücks; sie sind eine Flucht aus dem Gewöhnlichen, eine Rebellion gegen das Eintönige des Alltags. Wir sehnen uns nach diesen Höhen, weil sie uns das Gefühl geben, dass es mehr gibt als das Gewohnte, dass unser Leben mehr ist als Routine und Verpflichtungen. Es ist der Wunsch, aus dem Käfig des Alltäglichen auszubrechen, die Ketten der Monotonie zu sprengen und etwas zu erleben, das uns die Freiheit und die unendlichen Möglichkeiten des Lebens spüren lässt. Aber es ist auch eine Verantwortung. Eine Verantwort für das Herz, dass man in die Hände gelegt bekommen hat.

Die Sucht nach Dopamin, nach diesen berauschenden Höhen, treibt uns an, immer weiter zu gehen, immer höher zu fliegen. Wir suchen nach den intensiven Gefühlen, die uns aus dem Alltag katapultieren und uns in eine andere Sphäre des Seins heben. Diese Suche kann uns zu den schönsten, aber auch zu den gefährlichsten Momenten unseres Lebens führen. Doch es ist genau diese Unberechenbarkeit, die uns anzieht und die uns immer wieder den Mut gibt, uns ins Unbekannte zu stürzen.

Es ist der Moment, wenn du am Rande des Abgrunds stehst und den Sprung wagst, der Moment, wenn die Welt um dich herum verschwimmt und nur das Hier und Jetzt zählt. Diese Höhen geben uns das Gefühl, unendlich zu sein, als könnten wir alles erreichen, was wir uns je erträumt haben. Sie lassen uns die Schranken unserer eigenen Begrenzungen vergessen.

Am Ende geht es darum, diese Höhen zu genießen und sie zu schätzen, aber auch zu erkennen, dass sie nur ein Teil des größeren Bildes sind. Sie sind die Funken, die das Feuer unseres Lebens entfachen, die Wellen, die uns auf unserer Reise mitreißen. Doch genauso wie wir die Höhen suchen, müssen wir auch lernen, die Tiefen zu akzeptieren und die Balance zu finden zwischen dem Rausch der Freiheit und den Ankern der Realität. Denn es ist diese Balance, die unser Leben reich und erfüllend macht, die uns zeigt, dass wahre Lebendigkeit nicht nur in den Höhen, sondern auch in der Tiefe des Erlebens liegt.

In den tiefsten Winkeln unseres Seins ringen wir oft mit der Furchtlosigkeit, die uns dazu bringt, Gefühle zu verletzen und Menschen in Trauer zu stürzen. Es ist ein paradoxes Spiel der Seele, bei dem wir uns auf der einen Seite nach wahrer Verbindung und tiefen Bindungen sehnen, und auf der anderen Seite vor der Angst erzittern, etwas zurückzulassen, das doch richtig war. Diese innere Zerrissenheit macht uns menschlich und offenbart die Komplexität unserer Herzen.

Die Angst vor dem Unbekannten ist wie ein Schatten, der uns auf Schritt und Tritt folgt. Sie flüstert uns zu, dass wir sicherer sind, wenn wir bleiben, wo wir sind, dass es einfacher ist, den vertrauten Schmerz zu ertragen als das Risiko einzugehen, ins Ungewisse zu springen. Doch es ist genau diese Angst, die uns oft davon abhält, das Leben in seiner ganzen Tiefe und Fülle zu erfahren. Denn nur wer den Mut hat, ins Unbekannte zu treten, kann wirklich Neues entdecken und wachsen.

Furchtlosigkeit in der Liebe und im Leben bedeutet oft, die harten Entscheidungen zu treffen – die, bei denen wir wissen, dass wir jemanden verletzen könnten, weil wir ehrlich zu uns selbst und zu ihnen sind. Es bedeutet, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn sie schmerzhaft ist, und sich den Konsequenzen zu stellen. Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir lieben, weil wir wissen, dass es das Beste für uns beide ist. Diese Entscheidungen sind nie leicht, doch sie sind notwendig, um authentisch und wahrhaftig zu leben.

Die Angst, etwas zurückzulassen, das doch richtig war, kann lähmend sein. Es ist die Angst, dass wir einen Fehler machen, dass wir das Gute nicht erkennen, solange wir es haben. Doch es ist auch eine Angst, die uns zeigt, wie sehr wir die Bedeutung und den Wert der Dinge und Menschen in unserem Leben schätzen. Diese Furcht zwingt uns, innezuhalten und zu reflektieren, was wirklich zählt und was wir bereit sind, für unser eigenes Wachstum zu riskieren. Sie zwingt uns, uns mit unseren inneren Dämonen auseinanderzusetzen.

In den Momenten, in denen wir uns entscheiden müssen, ob wir bleiben oder gehen, ob wir das Vertraute loslassen und das Unbekannte umarmen, wird unsere wahre Stärke und unser Charakter sichtbar. Es ist der Mut, trotz aller Ängste und Unsicherheiten weiterzugehen, der uns zeigt, wer wir wirklich sind. Die Bereitschaft, die Sicherheit des Bekannten hinter uns zu lassen und uns auf die Reise ins Ungewisse zu begeben, formt uns und öffnet uns für die unendlichen Möglichkeiten des Lebens.

Ja, wir werden Menschen verletzen und vielleicht selbst verletzt werden. Wir werden Fehler machen und uns manchmal fragen, ob wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Egal welche wir treffen. Gehen oder bleiben. Das vertraute oder das unbekannte. Doch genau in diesen Momenten, in denen wir unsere Ängste konfrontieren und unsere Furchtlosigkeit finden, erleben wir das Leben in seiner tiefsten und echtesten Form. Es ist der Weg der Ehrlichkeit und des Mutes, der uns zeigt, dass wahre Erfüllung nur dann möglich ist, wenn wir bereit sind, uns ganz auf das Abenteuer des Lebens einzulassen, mit all seinen Höhen und Tiefen, Freuden und Schmerzen.

Manchmal ist es die Angst vor dem Verlust von etwas Größerem, die uns am meisten erschüttert. Diese Furcht geht tiefer als der einfache Schmerz des Loslassens; sie durchdringt unser Innerstes und erinnert uns daran, dass wir etwas Unersetzliches riskieren könnten. Es ist die Angst, eine Verbindung zu verlieren, die unsere Seele berührt hat, oder einen Moment, der uns verändert hat.

Diese Angst kann uns in einem unsichtbaren Käfig halten, weil das, was wir verlieren könnten, unendlich wertvoll scheint und wahrscheinlich sogar ist. Wir klammern uns an das Vertraute, nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern weil wir spüren, dass der Verlust von etwas Größerem eine Leere hinterlassen wird, die vielleicht nichts zu füllen vermag. Diese Furcht lässt uns zögern, treibt uns an, Entscheidungen aufzuschieben, weil das Risiko des Verlustes so überwältigend erscheint.

Dennoch ist es diese gleiche Angst, die uns zeigt, wie bedeutend und tief unsere Verbindungen und Erfahrungen wirklich sind. Sie ist eine stille Mahnung an die Zerbrechlichkeit und Kostbarkeit des Lebens, an die Tiefe der Liebe und die Intensität der Momente, die uns definieren. In der Konfrontation mit dieser Angst erkennen wir die wahre Größe dessen, was wir zu verlieren fürchten.

Der Gedanke, etwas zu verlieren, das größer war als wir selbst, lässt uns die Bedeutung dieser Dinge und Menschen in unserem Leben in einem neuen Licht sehen. Es ist die Angst, dass wir den letzten Absacker mit jemandem getrunken haben, den wir lieben, oder dass wir nie wieder den Trost einer vertrauten Umarmung spüren werden. Nie wieder das gemeinsame Lachen und Weinen hören werden. Nie wieder an einem verregneten Sonntag über die gleichen Witze lachen. Nie wieder gemeinsam Hand in Hand durch den Sand zu spazieren. Nie wieder gemeinsam durch den Regen zu laufen. Das letzte Lied der Liebe zu hören und zu wissen, dass es kein zurück gibt. Auch wenn das kein Rausch ist, es ist die Sicherheit und die sichere Hand die das Herz hält und die es wahrscheinlich für immer tun würde. Diese Angst erinnert uns daran, wie kostbar und flüchtig diese Momente sind.

Doch inmitten dieser Angst liegt auch die Chance für mutige Entscheidungen und tiefes Wachstum. Es ist der Mut, trotz der Möglichkeit des Verlustes weiterzugehen, der uns zeigt, dass wir fähig sind, tiefer zu lieben und vollständiger zu leben. Denn letztendlich ist es nicht die Abwesenheit von Angst, die uns voranbringt, sondern unsere Fähigkeit, ihr entgegenzutreten und dennoch weiterzumachen.

Diese Angst, etwas Größeres zu verlieren, führt uns oft dazu, die Erinnerungen sorgfältig zu bewahren und sie wie Schätze in unserem Herzen zu verpacken. Jede Erinnerung, jeder Moment, wird zu einem kostbaren Fragment, das wir sicher aufbewahren, weil es ein Teil von uns geworden ist. Doch genauso wichtig wie das Bewahren ist, das Erkennen, dass wir Platz für Neues schaffen müssen.

Erinnerungen zu verpacken bedeutet nicht, sie zu vergessen oder ihre Bedeutung zu mindern. Es bedeutet, sie in einem inneren Archiv zu verstauen, wo sie sicher sind und wir jederzeit auf sie zugreifen können. Dieser Akt des Verpackens ermöglicht es uns, weiterzuziehen, ohne die Vergangenheit loszulassen. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Festhalten an dem, was uns geformt hat, und dem Öffnen für das, was noch kommen mag.

Indem wir Erinnerungen behutsam verpacken, schaffen wir Raum für neue Erfahrungen und neue Verbindungen. Wir lassen zu, dass unser Herz wieder frei wird, um erneut zu lieben und zu leben. Es ist ein Prozess des Loslassens, der nicht mit dem Verlust gleichzusetzen ist, sondern mit dem Schaffen von Raum für Wachstum. Wir tragen die alten Erinnerungen wie kostbare Schätze in uns, während wir mutig in eine Zukunft gehen, die neue Abenteuer und Geschichten verspricht.

Das Schaffen von Platz für neue Erinnerungen erfordert Mut und Offenheit. Es bedeutet, sich der Unsicherheit des Unbekannten zu stellen und sich darauf einzulassen, dass das Leben immer weitergeht, mit all seinen Höhen und Tiefen. Es ist der Glaube daran, dass jeder Abschied auch ein neuer Anfang ist, dass jede Tür, die sich schließt, Raum für neue Möglichkeiten schafft.

Dieser Akt des Verpackens und Freimachens ist nicht einfach. Es fordert uns heraus, ehrlich zu uns selbst zu sein und die Vergangenheit in einem liebevollen Licht zu betrachten, während wir uns gleichzeitig erlauben, neue Kapitel zu beginnen. Es ist ein Tanz zwischen Erinnerung und Erwartung, zwischen dem Bewahren des Alten und dem Umarmen des Neuen.

In diesem Prozess erkennen wir, dass das Leben in ständiger Bewegung ist. Wir lernen, dass jeder Moment, den wir erleben, jede Person, die wir lieben, und jede Erfahrung, die wir machen, Teil eines größeren Mosaiks ist. Die Vergangenheit formt uns, doch sie definiert uns nicht vollständig. Indem wir Platz schaffen, erlauben wir uns, immer wieder neu zu entdecken, wer wir sind und was wir sein können.

Liebe Julie - Ich lasse dich rennen, und ich lasse mich selbst weitergehen. Es ist ein neuer Anfang, ein unbeschriebenes Blatt. Ich werde es füllen mit neuen Geschichten, neuen Begegnungen und neuen Träumen. Denn das Leben ist eine ständige Reise, ein ständiges Werden und Vergehen. Und auch wenn der Schmerz tief sitzt, weiß ich, dass ich die Kraft haben werde, weiterzumachen, meinen eigenen Weg zu finden und mein eigenes Glück zu suchen. Genauso wie du.

Während du rennst, öffne ich mein Herz für die Möglichkeit, dass das, was verloren ging, Platz macht für etwas Neues. Erinnerungen bleiben, gut verpackt und sicher verwahrt, aber ich muss Raum schaffen für neue Erlebnisse. Die Vergangenheit hat mich geformt, aber sie definiert nicht mein ganzes Sein.

Manchmal ist es leichter, in der Sicherheit des Bekannten zu verharren, doch ich weiß, dass das Leben weitergeht und ich mich der Veränderung stellen muss. Die Angst vor dem Unbekannten hält mich oft zurück, doch sie erinnert mich auch daran, dass ich noch etwas zu verlieren habe. Es ist diese Furcht, die mich daran erinnert, dass ich lebendig bin und dass ich fähig bin zu lieben.

In der Stille nach dem Sturm finde ich eine neue Art von Frieden. Die große Leere, die du hinterlassen hast, ist auch ein Raum der Möglichkeiten, eine Leinwand für neue Träume. Ich beginne zu verstehen, dass das Leben nicht nur aus Höhen besteht, sondern auch aus den Tälern, die uns lehren, stärker zu werden.

Vielleicht werde ich eines Tages jemanden finden, der im gleichen Tempo wie ich rennt, jemanden, der nicht vor mir davonläuft, sondern bleibt. Jemanden, der meine Wunden versteht und mich in den stürmischen Zeiten auffängt. Doch bis dahin muss ich lernen, mit der Leere zu leben, sie als Teil meines Weges zu akzeptieren und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Der Schmerz des Verlustes und die Angst vor dem Neuen sind tief in mir verankert, doch sie sind auch die Kräfte, die mich vorantreiben. Sie fordern mich heraus, mutig zu sein und mich dem Leben in all seiner Unsicherheit zu stellen. Es ist dieser Mut, der mich daran erinnert, dass ich fähig bin zu wachsen, zu fühlen und zu lieben.

Während ich weitergehe, erkenne ich, dass jeder Schritt, den ich mache, ein Akt des Mutes ist. Ich öffne mich für das Unbekannte, für die Möglichkeit, dass das, was vor mir liegt, besser sein könnte als das, was ich hinter mir lasse. In jedem neuen Tag liegt die Chance, eine neue Geschichte zu schreiben, eine neue Verbindung zu knüpfen und neue Liebe zu finden. Das Leben hat es bis hierhin gut gemeint mit uns. Es hat uns die Chance gegeben zusammen erwachsen zu werden. Es hat uns die Möglichkeit gebracht unfassbar viele gemeinsame Erfahrungen zu machen. Gute wie auch schlechte. Wir haben gemeinsame Orte entdeckt, gemeinsame Träume gelebt. Gelacht, geweint. Uns zugehört und uns aufgefangen. Uns gestritten und zusammengerauft. Wir haben gemeinsam gelebt. Wir haben unsere Herzen geöffnet und haben uns gegenseitig gutgetan. Wir haben uns aber auch Narben versetzt und uns verletzt. Auch das gehört zur Liebe und unserem Weg. Wir haben uns zugehört und manchmal dennoch nicht alles verstanden. Getrieben von uns selbst und dem Alltag um uns herum.

Nun beginnt eine neue Reise, die mich lehrt, dass das Loslassen nicht das Ende ist, sondern der Anfang von etwas Neuem. Es ist die Erkenntnis, dass das Leben weitergeht, dass die Liebe weitergeht, und dass ich weitergehe. Und so gehe ich weiter, Schritt für Schritt, bereit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und die Zukunft mit offenen Armen zu empfangen.

Es hat etwas Poetisches an sich, aber es stimmt: Du hast Flügel bekommen. Du willst rennen und nicht zurückschauen und auch nicht schauen, wer neben dir im passenden Tempo mitrennt. Mit dem Kopf durch die Wand. Geradeaus. Ich lasse dich rennen und fliegen. Denn fangen kann ich dich nicht mehr, liebe Julie. Ich kann dich nicht mehr festhalten. Jetzt fliegst du davon. Danke, dass du mehr als eine Seite in meinem Notizbuch warst.

Mach's gut! Irgendwann sehen wir uns wieder.

Ich stehe da und sehe, wie du immer kleiner wirst, bis du schließlich am Horizont verschwindest. Der Wind trägt deinen Namen, flüstert ihn sanft, und mein Herz antwortet in leiser Melancholie. Es ist schwer, dich gehen zu lassen, aber ich weiß, dass es der einzige Weg ist, dass es das Richtige ist.

Du bist frei, Julie, so wie es immer sein sollte. Dein Lachen, deine Träume und dein unbändiger Wille, das Leben in vollen Zügen zu genießen, haben mich verzaubert. Doch ich kann dich nicht halten, nicht binden, nicht einsperren. Du gehörst dem Himmel, dem weiten, endlosen Horizont, den du nun eroberst.

Jede Erinnerung an uns ist ein kostbarer Schatz, den ich tief in meinem Herzen bewahre. Die Nächte, in denen wir auf dem Balkon saßen mit Wein, die leisen Gespräche, die wir führten, und die Momente, in denen wir uns wortlos verstanden. Diese Erinnerungen sind jetzt mein Trost, mein Anker in der Stille, die du hinterlässt.

Ich hoffe, dass du dein Glück findest, wo immer dich deine Flügel hintragen. Dass du die Freiheit spürst, nach der du dich so sehr gesehnt hast. Und vielleicht, eines Tages, werden sich unsere Wege wieder kreuzen. Vielleicht in einem anderen Leben.

Bis dahin werde ich meinen eigenen Weg finden, lernen, mit der Leere zu leben, und mich neuen Möglichkeiten öffnen. Dein Mut hat mich inspiriert, und deine Liebe hat mich verändert. Ich werde weitergehen, Schritt für Schritt, bereit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und die Zukunft mit offenen Armen zu empfangen.

Leb wohl, Julie. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Mögen deine Flügel dich weit tragen und deine Träume dich immer begleiten. Und sollten wir uns eines Tages wiedersehen, werde ich mit einem Lächeln und einem Herzen voller Wärme auf dich warten. Mach's gut, meine Liebe.
 

Bo-ehd

Mitglied
Hi ColdCoffee86, willkommen im Club.
Für den Fall, dass dieser Text biographisch ist, wird er von einer tiefen Betroffenheit und Schmerz getragen. Jeder Leser hat den einen oder anderen Moment schon selbst erlebt und sich so wieder aufgerichtet, wie du es tust. Deine Worte machen nachdenklich.
Gruß Bo-ehd
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe ColdCoffee86,

erst einmal willkommen an Bord!

Du schreibst in Deinem Text - den ich jetzt nicht für eine Kurzgeschichte halten würde - aus Deiner Perspektive, die Du sehr verallgemeinerst.
Ich stimme Dir zu, dass es diese geheime Sehnsucht geben mag nach dem Gehalten und Aufgefangen werden - sie ist sicher eine große Antriebskraft, aber das bringt uns als Menschen nicht unbedingt weiter. Das kann nur geschehen, wenn wir es schaffen, uns diese Geborgenheit selbst zu geben, nach der wir verlangen. Man könnte auch die These vertreten, dass man erst dann wirklich lieben kann, wenn man nicht mehr 'bedürftig' ist, weil man nur dann auf Augenhöhe ist, aber ich möchte jetzt nicht den gleichen Fehler machen und meine Perspektive verallgemeinern.
Ich fänd' diesen Text als eine Art würdigenden Abschiedsbrief gelungen, wenn die Verallgemeinerungen nicht wären und aus einer subjektiven Verarbeitung eine Art Allgemeingültigkeit gewonnen würde.
Da, wo Du sehr persönlich schreibst und den Namen nennst, da wird es sehr ergreifend.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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