Und das Sonettchen jambt

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Walther

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Und das Sonettchen jambt

Der Poesie ist eine große Dichterin verloren
Gegangen. Wars ein Dichter? Wäre das denn wichtig?
Gedichte! Oh und tja: Vergnügungssteuerpflichtig.
Wird sie als Reim-o-mat uns Armen neugeboren?

Es gab den Tag, an dem hab ich mir einst geschworen,
Ich halt es aus. Ich stelle Dichtung nicht mehr richtig.
Denn Dichtung, sagt man, weiß man, ist doch vielgesichtig.
Ich schwor, dann wenn ich fluche, werde ich geschoren,

Es fiele meine Lockenpracht dem Boden zu,
Und kahlen Kopfes würd mein Dichterleben enden.
Jetzt sitze ich beim Schreiben, und nichts fällt! Der Clou:

Ich fluche nicht. Ich lasse es dabei bewenden,
Und das Sonettchen jambt mich sanft in tiefe Ruh
Und Zen-Moment. Mit letztem Klick werd ich es senden.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

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Großartig! Überaus traditionsbewusste Formstrenge trifft sich aufs Glücklichste mit einer zeitgemäßen, entschlackten Sprache.
Wenn man dabei im Titel das "b" ein bisschen untern Tisch fallen lässt und leicht in anglophone Sprachregister wechselt, wird aus dem schönen Neologismus Jamben leicht ein jammen und eine schöne Jamsession ist das hier allemal. :) Nice!!! :)
Und der Soundtrack zum Gedicht ist natürlich Procol Harum "Strong as Samson".
LG!
S.
 

Walther

Mitglied
Großartig! Überaus traditionsbewusste Formstrenge trifft sich aufs Glücklichste mit einer zeitgemäßen, entschlackten Sprache.
Wenn man dabei im Titel das "b" ein bisschen untern Tisch fallen lässt und leicht in anglophone Sprachregister wechselt, wird aus dem schönen Neologismus Jamben leicht ein jammen und eine schöne Jamsession ist das hier allemal. :) Nice!!! :)
Und der Soundtrack zum Gedicht ist natürlich Procol Harum "Strong as Samson".
LG!
S.
lb Sufnus!
danke fürs lesen und sehr freundliche besprechen.
manchmal wird man durch reimorgeln derart gequält, dass man in den tisch beißen möchte. der sprache wird auf eine besondere art gewalt angetan, bei der rein formal alles korrekt daherkommt, aber in der kombination mit dem inhalt und der sprachfertigkeit einen zur weißglut bringt. man windet sich sozusagen vor schmerzen, und das in ersatzvornahme für die leidende sprache.
also hab ich "hommmmmmmm" gesagt und mich in mich versunken. raus kam das. ich sagte mir: OK, das lass ich mal gelten. selbst der anlass hatte auf einmal etwas positives. hommmmmmmmm.
lg W.

der dichter dankt @sufnus und @klausKuckuck fürs leseempfehlen!
 

mondnein

Mitglied
Du meinst wahrscheinlich, Walther,

nicht den Ton der Hummel, sondern das indische Meditationsmantra "Om", oder den Schluß des buddhistischen Meditationsmantras "Om mani padme hum". Oder beide auf einen Streich?
Das "Om" alleine ist genau genommen die Hälfte des Vokale-Klangspektrums von A bis U, also aaaoou mit einem nachklingenden Anusvâra, das ist der französische Nasal, also nicht das geschlossene lang-gebrummmte Mmm, mit dem man in Deutschland das "Om" zu persiflieren pflegt. Also kein kurzes O, und kein langes (gar geschlossenes) M.
Aber das ist glossierende Sprachwissenschaft, keine poetologische Besprechung dieses jambisch sechshebigen harmonisch wohlgerundeten hübschen Sonetts, tschuldigung,

grusz, hansz
 

Walther

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Du meinst wahrscheinlich, Walther,

nicht den Ton der Hummel, sondern das indische Meditationsmantra "Om", oder den Schluß des buddhistischen Meditationsmantras "Om mani padme hum". Oder beide auf einen Streich?
Das "Om" alleine ist genau genommen die Hälfte des Vokale-Klangspektrums von A bis U, also aaaoou mit einem nachklingenden Anusvâra, das ist der französische Nasal, also nicht das geschlossene lang-gebrummmte Mmm, mit dem man in Deutschland das "Om" zu persiflieren pflegt. Also kein kurzes O, und kein langes (gar geschlossenes) M.
Aber das ist glossierende Sprachwissenschaft, keine poetologische Besprechung dieses jambisch sechshebigen harmonisch wohlgerundeten hübschen Sonetts, tschuldigung,

grusz, hansz
lb Hansz!
köstlich. ich homme immer. mit dem "h" entkrampfe ich meinen rachen.
lg W.
 



 
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