Sommerseiten

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wiesner

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Sommerseiten


Der Landwind - was hatte er angerichtet?
Durchs Brombeergestrüpp unsichtbar
als Wegelagerer feixte er anblicks des
geknickten Mohns ohne Blüten mehr.

Ganz anders Regen - einfach reingeplatzt
wie eine Prügelstrafe, nach dem Gegleiß
verachtete er alle erstickende Angeberei
und half der Asche aus grüner Klemme.

Mir fiel noch meine meine Heide ein!
Weit zu frühern Tagen hin sie zu greifen
kroch ich herbei als Lieblingssalamander,
den Findling mittags unter mir zu kühlen.

Und ging, denn er floh nicht, der Sommer,
standen Fieberkurven schwankender Wipfel,
betupft von wissenden Tagen aus breitem
Album vor mir mit eingelernter Wiederkehr.
 

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...meine Heide...
Weit zu frühern Tagen hin sie zu greifen
kroch ich herbei als Lieblingssalamander,
den Findling mittags unter mir zu kühlen.

Und ging...der Sommer,
standen Fieberkurven schwankender Wipfel,
betupft von wissenden Tagen aus breitem
Album vor mir...
Allein diese Passagen schon sind für mich zum Mich-drin-Einwickeln schön, lieber Béla!

Die holen mich in meiner Wahrnehmung sehr ab. Da fühl ich mich tief-innerlich daheim und kann den Sommer - all meine Kindersommer schon - förmlich fühlen und riechen.

Ist die doppelte "meine meine Heide" Absicht? Wenn ja, würde ich das zweite "meine" irgendwie herausstellen, wenn klar ist, was ich meine. Dann kann man es als betont "meinig" er-lesen. Ich nehme auch an, das "mehr" in S1V4 soll mit den Blüten zugleich das Blütenmeer andeuten...das hatte ich erst beim dritten Leseanlauf als Option zur Verfügung. Davor wollte das "mehr" sich eher wie ein Anhängsel querlegen. Aber man soll ja jedes neue Gedicht mehrmals lesen..aus genau diesem Grund...und ich finde, ich werde - wie immer - bei deinen Gedichten reich belohnt. Bei diesem hier ganz besonders! Danke dafür!

Sehr gerne gelesen und das Sommer-Flimmern eingeatmet, das die Zeilen trägt.
Liebe Grüße,
Claudia
 

wiesner

Mitglied
Liebe Claudia, liebe Petra,

herzlichen Dank für die Stellungnahmen und Wertungen!

Völlig richtig, Claudia, das wortliche Klangspiel mehr/Meer, was die Ausmaße des Unheils umschreibt, das der wehende Wüterich angerichtet hat.
Ähnlich die klangliche Reihung auf den Diphthong ei (...meine meine Heide ein...). Die Wiederholung vertieft die Verbundenheit des lyr. Ich ... das spätere Auftreten eines Albums weist darauf hin. Das Herausstellen eines meine will mir nicht ganz einleuchten.

Ja, das Sperrige ... mir war's wichtig, um gar nicht erst in eine oft gepflegte Gemütlichkeit von Sommergedichten zu geraten - obgleich ich grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden habe.

Schöne Grüße
Béla
 



 
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