Seelenverunreinigung

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Hera Klit

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Seelenverunreinigung

Ich nahm einen Kieselstein
und warf ihn auf den Kieselsteinstrand.
Eine faustgroße schillernde Libelle
flog gefährlich tief über lauernde Katzen.

In Harmonie stieg ich zur Zimmerdecke auf,
erfüllt von dem ewig Guten.
Seligkeit verzückte mein ganzes Wesen.

Dann warf mich der aufkeimende Gedanke
in mir, das Böse bekämpfen zu müssen,
harsch zurück auf den Boden.
Der Grund war mir sofort klar:
Seelenverunreinigung!

Spornstreichs packte ich einen schwarzen
Kuttenzwerg mit Totenmaske an der Gurgel,
der mir durchaus bezwingbar erschien.

Er entwand sich mir und drang, ein
Katzenklappen großes Loch in
die Türe schlagend hinaus.

Ich, ganz der Ritter, riss die Tür auf
und folgte der Jammergestalt heldenhaft,
nichts im Kopf als Vernichtung.
Doch drüben empfing mich eine raumfüllende
pechschwarze, unbezwingbar scheinende Kreatur.

Beim Frühstück las ich Berichte über
vermehrte Waffenlieferungen wegen Gaza
und für die Ukraine.

Bisher war ich stets dafür gewesen.
 
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Cool! Das hat was!!!!!

Und der Titel passt perfekt. Die Verunreinigung wächst mit jeder Strophe. Wirklich stark! Vor allem wegen der so lakonisch formulierten "Auflösung".
Ja, manchmal kann man schon das Maß (für Gutes und Böses und deren Anteiligkeit in der Welt) aus den Augen verlieren, angesichts der stets auf das Schlechte, Tragische, Böse fixierten Berichterstattungen...da kann sich das rasch nach Kontrollverlust anfühlen, wenn's nicht relativiert wird und auf Katzenklappengröße geschrumpft.

Toller Text, liebe Hera!!!!

Liebe Grüße,
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