schicksal

Anonym

Gast
alle personen in diesem werk
sind frei erfunden
denn es gibt keine

nur ich

und außerdem:
woher weiß ich genau
dass ich keine erfindung bin
die ausgeburt eines mächtigen geistes
der über leben und tod entscheidet
über das schicksal jeder armen seele

schicksal…
vielleicht ein missbrauchtes wort
aber auch eine erfindung
um das unbegreifliche
mit buchstaben zu bändigen

doch manchmal kommt es mir so vor
als sei alles schon entschieden
alles geschrieben und erzählt
in einem drehbuch
vielleicht eine geschichte
ein traum

der weg den ich gehe
ist bereits gepflastert
jeder stein sitzt an seinem platz
reingewaschen und in der sonne glänzend
nach einem kurzen sommerregen
ich habe nur vergessen
dass ich ihn bereits gegangen bin
in einer anderen zeit

das erinnert mich an eine schablone
von einer comicfigur
die als werbegeschenk verteilt wurde
man konnte das gesicht irgendwie schon erahnen
doch die ganze schönheit zeigte sich erst
wenn man es nachzeichnete

das ganze leben ein witz
ein nicht enden wollendes lachen

und um zu lachen
muss ich vergessen

der betrogene in dieser geschichte
ist mein armseliger verstand
der das alles glaubt
bewertet und nicht wahrhaben will
analysiert und unermüdlich sucht
nach einem höheren sinn

was er schließlich fand
war diese comicfigur

und das lächeln
 

petrasmiles

Mitglied
Ein ziemlich guter Text mit einer gelungenen Dramaturgie.
Regt zum Nachdenken an - und mir fällt dabei ein, dass wir - jedes Individuum für sich - halb bewusst/unbewusst entscheidet, was seine Realität ist. Selbst der analytischste Mensch hat nicht genug Abstand zu sich, um das für sich verneinen zu können. Da kann es nur Annäherungen geben. Wir kennen die Landkarte unser Prägungen nicht - und wie eine Realität auf uns einwirkte.

Und ja, wir können denken, dass wir nur noch vollziehen können, was längst entschieden war, auch die höhere Macht kann Bestandteil sein und die Wiederholung von Wegen - sogar das Lächerliche.
Jede dieser Aussagen über uns kann etwas offenbaren, was uns 'bewegt', unserer Realität entspricht.
Den Sinn in höheren Sphären zu suchen, ist unser Schicksal, dabei liegt er offen vor unseren Augen: Sein.
Das zu wissen (oder zu glauben) ist keine Garantie dafür, es gut hinzubekommen, aber es erspart uns vielleicht ein paar Umwege und Energieverluste.

Und was mir auch noch einfällt: Die Trennung unseres Seins in Verstand und Gefühl ist ein Irrtum. Das ist alles eine Melange, wer wir sind und wie wir entscheiden.

Danke für diesen anregenden Text!

Liebe Grüße
Petra
 

Anonym

Gast
Herzlichen Dank liebe Petra für das Lesen und Nachdenken.

Mir scheint auch, dass wir alle mehrere Instanzen in uns tragen.
Und nicht jede Instanz sucht nach einem höheren Sinn.
Mindestens eine Instanz weiß, dass das reine Sein der eigentliche Sinn ist.
Unser Glück hängt stark davon ab, welcher Instanz wir mehr Aufmerksamkeit schenken.
Mir scheint auch, dass der freie Wille, oder die eigentliche Wahlmöglichkeit, die wir wirklich haben, das Verschieben unserer Aufmerksamkeit ist.
Ich denke, dass die Definition des freien Willens in diese Richtung geht.
Wer hat schon die Macht mit reiner Willenskraft das ganze Leben auf der Erde zu ändern?

Ja, und da war dieses eine Erlebnis, das mir geschah und meine Sicht auf alles völlig änderte...
Zumindest für eine gewisse Zeit...

Liebe Grüße
Önder
 



 
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