scheidungskind

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Arcos

Mitglied
ich bin der gescheiterte versuch
einer ewig versprochenen beziehung
die in einer heimlichen liebesbekundung
ihren ehrlich gemeinten anfang nahm
um in einem schlussplädoyer des anwaltes
ihr klägliches ende zu finden

nun wurde geteilt und verachtet
rote rosen für den krieg rekrutiert
schmutzige wäsche hervorgekramt
auf der ranziger schimmel hochzeit feierte

die einst unbestrittenen erziehungsrechte
schmolzen zu wöchentlichen besuchszeiten
in denen die fröhliche unbeschwertheit
langsam aber sicher zu grabe getragen wurde
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Önder,

der Einstieg ist ja sehr traurig - aber bringt sicher realistisch zum Ausdruck, dass sich Scheidungskinder schuldig fühlen und das Scheitern der Elternbeziehung auf sich beziehen, sie sind gescheitert, es ist ihre Schuld, sie waren nicht gut genug, um Grund für die Eltern zu sein, zusammen zu bleiben. Herzzereissend!

Wer sich mit Kindern befasst - das habe ich schon öfter gehört - steht diesem seligmachenden Konzept Patchwork, wo alles wieder gut werden soll, kritisch gegenüber. Ich fürchte, diese Kinder sind einfach anpassungsfähiger und wenn nichts Schlimmes passiert, nehmen sie die Regelmäßigkeiten, die sie bekommen können. Ob es sie glücklich macht?

Ich glaube, der große Unterschied, das macht Dein Text auch deutlich, ist die Art des Auseinandergehens.
Ich weiß von einem Fall, den ich für glaubwürdig halte, in dem haben die Eltern strikt getrennt zwischen der Beziehung und ihrer Elterneigenschaft, und sind auch befreundet geblieben, haben so viel wie möglich Zeit miteinander verbracht und auch die Urlaube.

Manche werden es nicht gerne hören - und ich bin als Nicht-Mutter außen vor - aber es ist halt doch etwas Schuldhaftes dem Kind gegenüber dabei, auch, wenn ich einsehe, dass dieses Konzept für das Kind nicht immer für die Eltern durchführbar, oder z.B. bei Gewalt in der Ehe zumutbar ist. Das müssen Eltern nur akzeptieren, dass sie sich unschuldig schuldig am Kind machen (können).

Ja, natürlich, die fröhliche Unbeschwertheit ist weg, aber sie bleibt nie für immer - und ohne Schmerz können wir nicht wachsen.

Liebe Grüße
Petra
 

Arcos

Mitglied
Vielen Dank liebe Petra für deine Antwort.
Ja, die Unbeschwertheit wird vergehen, irgendwann. Die Frage ist nur, in welchen Lebensjahren. Je früher, desto massiver die Auswirkungen für das spätere Leben. Viele Menschen zerbrechen daran.....


oh meine seele ist zutiefst bekümmert
sie sehnt sich nach der mutterliebe
zu selten trank ich aus diesem brunnen
der mir brücken baut fürs leben

so bin ich in dunklen schwaden gefangen
die meine welt für immer umringen
jeder tag ist in stille verschlossen
und die nächte wollen nicht vergehen

(nein, nicht William Shakespeare, sondern Önder)
 



 
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