Nichtsnutz

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Stavanger

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Ein Nichtsnutz und Filou ist er,
unendlich faul und lasterhaft.
Der Weg zum Nutz ist lang und schwer,
drum hat er ihn auch nie geschafft.

Der Nichtsnutz, der er immer war,
der bleibt er störrisch Jahr für Jahr.
Und hält es wer für seine Pflicht
und sagt's ihm mitten ins Gesicht,
so schläft er ein und schnarcht sogar.

Oh Nichtsnutz, wirst du niemals dich
besinnen und von Nutzen sein?
- Schon gut. Die Antwort, glaube ich,
ist ziemlich offensichtlich "...!"

 

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Ein wahrhaft starkes Stück, lieber Uwe,

das auf scheinbar leisen Sohlen daherschleicht.
Eine wie immer gekonnt wortwitzig geschriebene und feine Beobachtung eines Verhaltensmusters, das eigentlich zu den wohl leid-erzeugendsten überhaupt gehört...

Besonders treffend und wichtig ist diese treffende Feststellung:
Der Nichtsnutz, der er immer war,
der bleibt er störrisch Jahr für Jahr.
...denn das garantiert, dass der, der es nicht zum "Nutz" geschafft hat (oder dessen Nutzen ihm von seinem Umfeld regelmäßig aberkannt wird), in dieser Rolle ewig verharren wird. Zum Nichtsnutz wird man nicht von allein - das sollte man dabei nicht vergessen!
Dieses Sich-jeglicher-Fremdbestimmung-Verweigern gehört - wenn überhaupt - in die Pubertät, dient der Abnabelung und erzeugt auch dort bei den Pubertierenden selbst für eine Weile viel Leid und Selbsthass. Meist - wenn vom Umfeld her alles passt - muss diese Phase einfach durchlaufen werden, bis der junge Mensch sich orientiert und ausreichend "revoltiert" hat. Das schafft er nicht, wenn nicht von außen Verständnis und Rückhalt geboten werden.

Fehlen diese, oder existiert ohnehin schon ein schlechtes Vorbild diesbezüglich, kann ein Mensch in dieses Verhaltensmuster abrutschen und sich für den Rest seines Lebens selbst im Wege stehen und selbst unglücklich machen. Eine Abwärtsspirale der allerhässlichsten Art. Je mehr er von außen vorgeworfen bekommt, zu nichts nutze zu sein, umso mehr muss er sich den gesellschaftlichen Normen verweigern (und eigentlich einem erfüllten Leben überhaupt), um noch einen Rest an Würde und Selbstachtung zu wahren.

Und hält es wer für seine Pflicht
und sagt's ihm mitten ins Gesicht,
so schläft er ein und schnarcht sogar.
Klingt vielleicht lustig, ist aber Verweigerung auf die Spitze getrieben. Trotz pur - als einzig mögliche Antwort auf Versuche, von außen Kontrolle auf den Nichtsnutz auszuüben oder eine Verhaltensänderung zu erzwingen. Druck erzeugt Gegendruck. Das Schlafen ist die passiv aggressive Spielvariante - wie das Verweigern generell.
Ich finde das Wort Nichtsnutz (und was es meint) übrigens ganz fürchterlich. Daher mag ich besonders, dass du es durch den "Nutz" hier in Frage stellst.

"Gerne" gelesen (du weißt, wie es gemeint ist)!

Liebe Grüße,
Claudia
 

Stavanger

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Ui Claudia!

Ich hatte die Tiefe meines Gedichts nicht einmal annähernd erahnt. Es war eigentlich nur, was mir mal so eingefallen ist und sicher nicht besonders ernst gemeint. Aber vielleicht unterschätze ich mich, das kann natürlich sein. :)

Eine Anekdote passt ganz gut hierhin:
Bei einer (ganz, ganz seltenen) Lesung in einer Wohnungslosen-Einrichtung trug ich den "Nichtsnutz" vor, und nach der Veranstaltung meinte ein Mann, indem er sich überschwänglich bedankte, mit diesem Gedicht hätte ich ihn haargenau beschrieben, das sei tatsächlich er, und er wäre noch völlig geschockt, dass jemand ihn so gut versteht!
Was sollte ich da antworten? Ich weiß gar nicht mehr, was es wurde, jedenfalls war ich froh, dass er ansonsten harmlos war.

Schönen Gruß und vielen Dank an dich!
Uwe
 

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Ich hatte die Tiefe meines Gedichts nicht einmal annähernd erahnt. Es war eigentlich nur, was mir mal so eingefallen ist und sicher nicht besonders ernst gemeint.
Grins. Mit Nicht-ernst-Gemeintem sollte man prinzipiell aufpassen...man trifft dabei öfter den Nagel auf den Kopf als man annehmen möchte. :cool:

Lesung in einer Wohnungslosen-Einrichtung trug ich den "Nichtsnutz" vor
Das allein finde ich schon wirklich waghalsig. :cool:
Umso schöner, dass der Gute offenbar erfreut war, bedichtet worden zu sein. Vielleicht hatte er das Gefühl, er wurde endlich wahrgenommen.

Liebe Grüße!
 



 
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