Die Politik und die Moral

Bo-ehd

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Die Politik und die Moral sind sich nicht grün, seit es sie gibt. Die Moral argumentiert, dass die Regierenden die moralischen Regeln der Gesellschaft übergehen und mit Füßen treten. Die Politik legt dar, dass sie keinen Meter vorankommt, wenn sie bei jeder notwendigen Maßnahme auf die Moral Rücksicht nehmen müsse. Eines Tages treffen sich beide in persona.
„Hallo Politik! Wie geht’s, wohin des Wegs?“ Die Moral erwartete keine Antwort, und sie bekam auch keine. Die Moral weiß, dass sie nie darüber aufgeklärt wird, welche Wege die Politik einschlägt.
“Hallo Moral, was hast du da in dem Karton, den du unter dem Arm trägst?“
„Was ich darin habe, willst du wissen? Sorgen, meine Liebe, ein ganzes Paket voller Sorgen und Befürchtungen. Habe sie eben erst eingesammelt.“
„Jetzt machst du mich aber neugierig?“, gab sich die Politik interessiert. „Und wozu sollen all die Sorgen gut sein?“
„Ich werde die Gesellschaft mobilisieren, um die Politik abzuschaffen.“
Die Politik lachte laut auf. „Das finde ich klasse. Mach das, Moral! Dann wären alle meine Untaten, Lügen, Verleumdungen, Falschaussagen und all die anderen Betrügereien auf einen Schlag vergessen.“
„Oh, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Das kann ja nur heißen, dass du wirklich eine ganze Menge auf dem Kerbholz hast. Was hast du dir denn alles zuschulden kommen lassen? Ich würde es gern mal aus deinem Mund hören.“
„Nein, nein, meine Liebe, so herum funktioniert das nicht“, protestierte die Politik. „Nicht in dieser Reihenfolge. Warten wir doch, bis ich tatsächlich abgeschafft bin.“
 



 
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