Bestellen muss man selbst

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Hera Klit

Mitglied
Bestellen muss man selbst

So hab ich schon immer gelebt,
eingespannt in Sachzwänge,
mit tunnelbildenden
Scheuklappen.
Durchhalten war die
Parole des Spartaners.
Bloß nichts gönnen, es ist
ja bald vorbei.

Das Leben ist ein Marmorblock,
es erwartet einen Künstler der meißelt.
Abenteuer muss man suchen,
sie geschehen nicht von alleine.
Liebe ist nur eine vage Möglichkeit
im Raum-Zeit-Kontinuum.

Eine leere Leinwand erfordert den Maler.
Selbst der blasseste Strich
ist besser als eine Fläche in Grau.
Sag am Ende nicht:
Meine Farbe war nicht lieferbar.

Das Leben ist ein Wirtshaus, mit
einem geduldigen Kellner,
er kommt nur, wenn du rufst.
Sag am Ende nicht:
Aber mein Tisch stand zu weit hinten.

Fast jede Ausrede beginnt mit aber,
aber das entlarvt sie als solche.
Irgendwann kommt doch der Wirt
und räumt ab.
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Hera,

ein schöner Text über das Dilemma des Intellektuellen: Wenn schon als Spezies nicht mehr (?) die Welt untertan, dann doch wenigstens das eigene Leben.
Klingt ein bisschen pauschal - und sehr anstrengend.
Ich denke da an z.B. einen Dachdecker, Sohn eines Dachdeckers. Der hat schon früh eine körperliche Art des Mannseins verinnerlicht, findet seinen Vater toll, der sich in die Höhen traut, geschickt ist mit den Kunden, sich gut um seine Leute kümmert. Klar will er Dachdecker werden und den Betrieb des Vates übernehmen. Die Mutter ist der Gegen-Archetyp, die fürs Warme und Saubere zuständig ist und so eine Frau sucht er sich auch. Und dann leben sie geschäftig bis ans Ende ihrer Tage und haben im Leben keinen Gedanken an Leinwände oder Marmorblöcke gehabt.
Ihre Leinwand ist das Leben selbst, unmittelbar.

Übrigens finde ich, dass das zweite 'aber' hier
Fast jede Ausrede beginnt mit aber,
aber das entlarvt sie als solche.
das erste schwächt - ich würde eher 'doch' oder etwas ähnliches nehmen.

Liebe Grüße
Petra
 

Hera Klit

Mitglied
Liebe Hera,

ein schöner Text über das Dilemma des Intellektuellen: Wenn schon als Spezies nicht mehr (?) die Welt untertan, dann doch wenigstens das eigene Leben.
Klingt ein bisschen pauschal - und sehr anstrengend.
Ich denke da an z.B. einen Dachdecker, Sohn eines Dachdeckers. Der hat schon früh eine körperliche Art des Mannseins verinnerlicht, findet seinen Vater toll, der sich in die Höhen traut, geschickt ist mit den Kunden, sich gut um seine Leute kümmert. Klar will er Dachdecker werden und den Betrieb des Vates übernehmen. Die Mutter ist der Gegen-Archetyp, die fürs Warme und Saubere zuständig ist und so eine Frau sucht er sich auch. Und dann leben sie geschäftig bis ans Ende ihrer Tage und haben im Leben keinen Gedanken an Leinwände oder Marmorblöcke gehabt.
Ihre Leinwand ist das Leben selbst, unmittelbar.

Übrigens finde ich, dass das zweite 'aber' hier

das erste schwächt - ich würde eher 'doch' oder etwas ähnliches nehmen.

Liebe Grüße
Petra
Hallo, liebe Petra, vielen Dank für deinen Kommentar.

Ich wollte eigentlich einkaufen gehen, dann las ich deinen Kommentar
und muss nun erst kurz antworten, damit ich nicht platze während des Einkaufs.

Mach es doch nicht so kompliziert.

Leinwände und Wirtshäuser und Marmorblöcke sind doch hier nur Metaphern,
es geht darum, im eigenen Leben irgendwas zu wagen, damit es am Ende keine
Reue gibt, weil man ja meist, -so hörte ich-, das bereut, was man nicht gewagt hat.

Ich muss los …einen schönen Tag wünsche ich.

Liebe Grüße
Hera
 

petrasmiles

Mitglied
Mach es doch nicht so kompliziert.
Hey, das habe ich ja schon ewig nicht mehr gehört! Danke dafür.
Ich mag Deinen Text ja, aber ich finde ihn trotzdem unterkomplex aus einer bestimmten Perspektive geschrieben, als gäbe es nur diese.
Ist Dein gutes Recht, ist ja Dein Text, meine Ergänzung aber auch.

Frohes Shoppen!

Liebe Grüße
Petra
 

Hera Klit

Mitglied
Unser Schicksal ist zum weitaus größten Teil ein Spiegelbild unseres Charakters.
Diese Banalität erkennt man leider erst mehr und mehr im Alter, wenn die
Korrekturgelegenheiten schon stark reduziert sind.


Liebe Grüße
Hera
 

petrasmiles

Mitglied
Da hast Du recht, aber was ist Charakter? Ist er nicht ein Sammelsurium aus Veranlagung, Prägung und geronnener Lebenswirklichkeit?
Da fällt mir Marie von Ebner-Eschenbach ein: 'Wir werden vom Leben hart oder weich geklopft, es kommt auf das Material an." Dieses Wort lässt viel Spielraum.
Wenn Du schon das Alter ansprichst - mir will scheinen, dass die Frucht weniger der Korrekturwunsch ist als Frieden zu schaffen innerhalb des 'Materials'. Zu akzeptieren, wer man ist, statt zu bedauern, was man nicht werden konnte, aber sein wollte.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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