Gerechtfertigte Gerechtigkeit: die Staatsanwältin

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Paqirr

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Manchmal habe ich Migräne. Meistens wenn ich meinen Schlafrhythmus durcheinander bringe.
Mein Gehirn drückt sich so fest in meinen Schädel, dass ich den wellig artigen Druck in meinem Kopf spüre.
Plötzlich machte die Tür laute Geräusche, als ob sie gleich in die Luft jagen würde.

Das gab mir noch stärkere Kopfschmerzen.
Wie wagt er, an diesem frühen beschissenen Montag meine Ruhe zu stören?!!!

Ich machte die Tür auf, um auch gleich zu explodieren.

Auf ein Mal sehe ich die Staatsanwältin vor mir stehen. Sie hiess Sandra Moos. Ihre Augen verrieten mir, dass sie wegen irgendetwas ziemlich aufgeregt war.

Sie ist eigentlich ganz niedlich, wenn sie nicht den Wolf des Staates spielt. Wir haben uns vor 3 Jahren kennengelernt. Sie noch junge Praktikantin an der Jugendstrafanwaltschaft und ich der junge Anfänger in der Kriminalpolizei.

Damals arbeiteten wir an einem Fall zusammen, wo wir uns nähergekommen waren. Seither hatten wir on-off Beziehungen. Dieses Mal war es eine on Beziehung. Wie es scheint, war sie heute Morgen an diesem beschissenen Montag recht sauer.

"Sascha!", sagte sie, "Wir müssen reden, sofort!"

"Hey, komm ein bisschen runter, nah. Was ist los?"

"Ich kanns dir es hier nicht sagen, wir müssen in dein Büro, aber subito!"

Wir gingen in mein Büro rein. Sie schloss die Tür ab. Die Rollladen liess sie runter.
Ihre Hand ging einmal durch ihre Haare. Jedes Mal, wenn sie etwas Wichtiges sagen wollte,
klemmte sie ihre Haare hinter ihrem rechten Ohr.

"Rolf Widmer ist tot.", sagte sie aufgeregt.

"Das habe ich auch heute Morgen erfahren. Was ist mit ihm?"

"Vorgestern hast du mir gesagt, dass er den baldigen Tod verdient."

Ich lächelte, als ob sie gerade eine Anekdote erzählt hätte.
"Schatz, ich habe dir das angetrunken gesagt, mehr nichts."

"Mein Verdächtiger in dem Fall mit dem Missbrauch und der Körperverletzung.
Diese Anklage war mir wichtig, ich wollte dieses Schwein hinter Gitter bringen,
er hatte seine lebenslängliche Haftstrafe verdient. Nun ist er tot. Was ist passiert Sascha?
Warum wurde er ausgerechnet jetzt, wo der Fall vor dem Abschluss stand, getötet"


"Ausgeraubt", korrigierte ich, "Gemäss unserer forensischen Untersuchung wurde er gefoltert und danach sein Safe ausgeraubt."

"Ich glaube es nicht, dass jemand solche Absichten hatte.
Sascha! Sie haben ihm seinen Kopf abgehackt. Wie schrecklich!", sagte sie in dem Ton, wo sie sonst nach aussen dominante Erscheinung pflegte.

"Du musst diesen Kerl oder Frau finden, das war keine einmalige Sache. Du musst eine Taskforce zusammenstellen.
Sascha, da draussen lauert ein Psychopath mit viel Geld, der Menschen umbringen will. Du musst deswegen was tun.
Bitte, ich habe Angst.", sagte sie in zitterndem Ton. Die Tränen liefen ihr über die Wange wie ein Rinnsal herunter.

Ich hasste es, wenn Frauen weinten. Aber ich konnte da nicht helfen. Denn ich war derjenige, der ihn getötet hatte.
Und ein bisschen gefoltert. Und als Belohnung seinen Kopf mitgehen liess. Das ist ja nichts.

Doch Sandra würde es nicht verstehen. Sie sah die arme Familie nur als einen weiteren Fall.
Alles aus der Distanz. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wo die Anwälte ihre Herzen verlegt hätten.
Dennoch durfte Sandra niemals erfahren, dass ich manchmal wegen dem Herz und Gerechtigkeit zu weit gehe.
Am Ende habe ich die beste Genugtuung für Dolores und ihre gelähmte Tochter gefunden.

Mein Doppelleben traute ich keinem zu.

Vielleicht eines Tages konnte ich meiner Staatanwältin darüber erzählen, wer ich eigentlich bin und wofür ich es tue.
Doch die Zeit war dafür noch nicht reif.

Um sie zu beruhigen, sagte ich
"Ich werde meine Leute daraufsetzen. Ich verspreche es dir."

"Oh, Schatz, danke! Das werde ich nicht vergessen. Ich mach dir deine Lieblingsrösti heute Abend. Tschüss",
sie gab mir einen Kuss auf die Lippen. Da roch ich wieder ihren Duft, der nach Frühling und nach Kirschblüten schmeckten.

Hauptsache eine Familie, die das Happy End zu erleben bekommt, sagte ich mir selber.

Ich zündete mir eine Zigarette an und liess das Lied von Kanye West 'Amazing' laufen.
Ich blies den Rauch aus und dachte mir, du bist ein verdammt guter Cop.
 



 
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