Das ideale Gedicht

Schwülstig-düster muss es sein
und am besten ohne Reim.
Schreib mit intellektueller Schicht.
Vergiss die kluge Pointe nicht.

Jammere über Mensch und Welt.
Komm zur Frage, die sich stellt.
Verkünde dann des Denkers Los:
Nichts auf dieser Welt war je famos.

Setze aneinander Wort für Wort,
schreibe klagend immerfort.
Sei bloß fröhlich nicht.
Denn düster ist das Ideal-Gedicht.

Hallo Anonymus,

für ein freches Humorgedicht fehlt mir da die gezielte Pointierung. Die einzelnen Empfehlungen kommen mir zu unsortiert. Schön wäre es, wenn sich da eine Steigerung erkennen ließe. Das Metrum ist auch sehr verwackelt. Wenn dies der letzte Vers sein soll:

Denn düster ist das Ideal-Gedicht.

würde ich zumindest den vorletzten Vers metrisch genau darauf abstimmen. Er könnte die gleiche Länge haben, z.B.:

Nur: Fröhliches und Freches schreibe nicht!
Denn düster ist das Ideal-Gedicht.

Oder auch um eine Hebung kürzer sein, dann würde der letzte Vers etwas herausstechen, z.B.:

Nur frohen Mutes schreibe nicht!
...

Aber rhythmisch sollte es schon passen (am besten das ganze Gedicht), sonst habe ich hier keinen Lesegenuss.

LG Claudi

Schwülstig-düster muss es sein
und am besten ohne Reim.
Schreib mit intellektueller Schicht.
Vergiss die kluge Pointe nicht.

Jammre über Mensch und Welt.
Komm zur Frage, die sich stellt.
Künde dann des Denkers Los:
Diese Welt ist nicht famos.

Immer weiter, Wort für Wort,
führ dein Klagen schreibend fort.
Fröhne bloß dem Frohsinn nicht,
sonst fehlt's an Ideal-Gewicht

zuletzt dem Ideal-Gedicht.


wäre eine rundere, mögliche Version.
Mir geht es wie Claudi - für ein freches Humorgedicht ist es zu "verhalten". Daher klingt der Text für mich eher nach Dampf-Ablassen wegen Eigenfrusts. Ist natürlich nur eine Vermutung - aber so kommt es bei mir an.

LG,
fee

Ja, witzig. Manche verstehen Lyrik auch als Keule gegen den allgegenwärtigen Feind der Regierung und anderen bösen Mächten

LG
Tula